Beschreibung
Der zyprische Bildhauer Pygmalion wurde, so berichtet Ovid, wegen der Zügellosigkeit der Frauen zum Frauenfeind. Ersatz für seine Sehnsucht fand er in der Kunst und versuchte fortan, die perfekte Frauenstatue zu erschaffen. Als ihm dies gelingt, verliebt er sich in die von ihm kreierte Figur. Die Götter hauchen ihr schließlich Leben ein, und Pygmalion zeugt mit Galatea, wie sie später genannt werden sollte, ein Kind. Der Kunsthistoriker und -theoretiker Jean-Claude Lebensztejn geht diesem Mythos in einem Gang durch die Kunstgeschichte nach und legt durch diese Motivgeschichte eine jahrtausendealte Utopie frei, die vielleicht bald Wirklichkeit werden wird.
Autorenportrait
Jean-Claude Lebensztejn, geboren 1942, ist Professor für zeitgenössische Kunst und Kritiker. Er lehrte u. a. an der Sorbonne und ist ein wichtiger Vertreter der französischen Strukturalisten. Pygmalion ist das erste Buch in deutscher Übersetzung. JeanClaude Lebensztejns intellektuelle Position ist die einer bedingungslosen Unabhängigkeit. Seine besten Schüler halten ihm die Treue, obwohl sie durch ihn keinen Zugang zu irgendeinem Netzwerk erhalten. Er gehörte nie zum Milieu, obwohl er als Professor für Kunstgeschichte an der Sorbonne den ganzen Cursus honorum eines französischen Intellektuellen absolviert hatte. Nie hat er das gemacht, was andere von ihm erwartet haben. Seine Bücher erschienen bei großen und kleinen Verlagen, aber es kam ihm nicht auf eine feste Beziehung an, denn dann hätte er sich auf intellektuelle Kompromisse einlassen müssen. Lebensztejns vielbändiges und weit verstreutes Werk ist in Deutschland noch weithin unbekannt, aber das galt auch für seine älteren Gesprächsgenossen, ehe sie hier bekannt wurden, Roland Barthes und Jacques Derrida zum Beispiel. Mit Barthes verbindet Lebensztejn sein unbegrenzter Spieltrieb; von Derrida unterscheidet ihn seine Vorurteilslosigkeit.