Beschreibung
In den charakteristischen Wendungen der Architektur- und Städtebaupolitik der DDR trat Hermann Henselmann (1905-1995) stets als ein zentraler Akteur auf, sei es bei der Abkehr von der Moderne und der Formulierung der "Baupolitik der nationalen Traditionen" Anfang oder bei der Wiederannäherung an die Moderne im Zuge der Industrialisierung des Bauwesens seit Mitte der 1950er Jahre. Sein Hochhaus an der Weberwiese, die Bauten am Strausberger Platz und am Frankfurter Tor in Berlin stehen für die erste Periode, das Haus des Lehrers mit der Kongresshalle und seine Ideen für einen "Turm der Signale", den späteren Fernsehturm, für die zweite Periode. Spektakulär waren seine Zeit als "Chefarchitekt beim Magistrat von Berlin" (1953-1959) und ebenso seine Absetzung. Danach für die Typisierung des Wohnungsbaus zuständig, wurde er vor allem mit Projekten für stadtbildprägende Sonderbauten in den DDRBezirksstädten bekannt. Henselmann war dabei immer auch der Interpret seiner selbst. Durch seine umfangreiche publizistische Tätigkeit und seine gute Vernetzung in die Gesellschaft der DDR sowie mit dem Ausland ist er zu einer Institution geworden, die auch nach seiner beruflichen Tätigkeit gern konsultiert wurde.
Autorenportrait
Thomas Flierl, Bauhistoriker, Publizist und Herausgeber, u. a. Berlin plant, Theater der Zeit, Berlin 2010; Städtebau-Debatten in der DDR. Verborgene Reformdiskurse, Theater der Zeit, Berlin 2012; Standardstädte. Ernst May in der Sowjetunion 1930-1933, Suhrkamp, Berlin 2012. Er ist Vorsitzender der Hermann-Henselmann-Stiftung, Mitglied des wissenschaftlichen Beirats der Ernst-May-Gesellschaft Frankfurt am Main, Angehöriger des Bauhaus-Instituts für Geschichte und Theorie der Architektur und Planung an der Bauhaus-Universität Weimar. Geboren 1957 in Berlin, 2002-2006 Senator für Wissenschaft, Forschung und Kultur in Berlin, Philosophiestudium an der Humboldt-Universität Berlin, danach wissenschaftlicher Assistent, 1985 "Delegierung in die kulturpolitische Praxis", d.h. erzwungener Abbruch der Tätigkeit an der Universität wegen öffentlicher Kritik am Abriss der denkmalgeschützten Gasometer in Prenzlauer Berg, 1985/86 Zentrum für Kunstausstellungen, 1985 Promotion zum Dr. phil. im Fachbereich Ästhetik der Huboldt-Universität, 1987 bis 1990 Mitarbeiter im Kulturministerium, 1990 - 1996 Leiter des Kulturamtes Prenzlauer Berg, 1991-1998 parteilos, 1995-1998 Mitglied des Abgeordnetenhauses für die Fraktion der PDS, kulturpolitischer Sprecher, 1998-2000 Bezirksstadtrat für ökologische Stadtentwicklung, Bauen und Wohnen im Berliner Bezirk Mitte, 1998 Mitglied der PDS, 2001 freier Mitarbeiter der Rosa-Luxemburg-Stiftung für Kulturpolitik. Seit 2012 Angehöriger des Bauhaus-Instituts für Theorie und Geschichte der Architektur und der Planung. Flierl lehrte im Sommersemester 2013 am Osteuropa-Institut der Freien Universität Berlin und war 2012 Gast und 2013 Fellow am Kulturwissenschaftlichen Kolleg der Universität Konstanz.