Beschreibung
Die Westfalen sind bunte, besondere und vor allem viele Vögel. Sie wohnen in den Regierungsbezirken Mu?nster, Arnsberg und Detmold. Sie siedeln in Bochum, Dortmund, Sundern, Gelsenkirchen, Höxter, Unna, Soest, Lemgo, Lu?nen, Gu?tersloh, Hamm, Herford, Iserlohn und sogar in Watten- und in Lu?denscheid. Alle gehören zur gleichen Familie, zu den Westfalen, sind sich also irgendwie ähnlich und doch unterscheiden sie sich. Sie sind herzlich, oft deftig, „Kumpel“ im besten Sinne. Und alle sind schön, viele sind regelrechte Paradiesvögel. Ich spreche von den Menschen und den Vögeln.
Dieses Buch zeigt uns die gefiederten und faszinierenden Wesen der Lu?fte. Sie flattern und picken unauffällig in unserer Nachbarschaft. Und genau dorthin lenken die beiden Westfalen Fritz Eckenga und Peter Menne unseren Blick. In den nächsten Garten, auf das nah gelegene Feld, den Baum um die Ecke oder in eine dichte Hecke. Man muss nur hinsehen. Und das tun die zwei, Fritz mit der Könnerschaft des Dichters und Satirikers, Peter als furioser Zeichner mit Pinsel, Stift und Farben, der Portrait wie Karikatur gleichermaßen beherrscht. Diese zwei besonderen Vögel haben sich zusammengetan, um den „geflu?gelten Westfalen“ ein Denkmal zu setzen.
Diese die Regierungsbezirke u?berfliegenden Arten haben es Eckenga und Menne angetan. Den geflu?gelten Westfalen widmen die beiden einen fulminanten Band. Satiriker und Karikaturist, Schrift und Strich wachsen hier zu einer famosen Verbindung zusammen.
Den Ku?nstlern gelingt ein schillerndes Nebeneinander der jeweiligen Formensprachen und sie huldigen der u?berbordenden Natur mit bunter Komik. Sie präsentieren Amsel, Drossel, Fink und Star, aber auch Haubentaucher Paul
und Adler Horst.
Ständig gehen die Vogelportraits in Wort und Bild ins Komische, ins Karikaturenhafte. Die Langschnabelammer trocknet ihre Dessous am Schnabel. Die Starin rockt am Mikrofon. Das vielleicht fröhlichste Gesicht und Gedicht liefert uns tatsächlich ein Vogel namens „Early Bird“. „Air Westfalia“, der Luftverkehr zwischen Flughafen Mu?nster/Osnabru?ck und Paderborn-Lippstadt, ist ein aberwitziger Tango zwischen Zeichner und Dichter. Wer auf diesem Blatt wen inspirierte, weiß man nicht. Das Ergebnis ist u?berbordend witzig, herrlich albern und doch von großer Tiefe. Und die Flugzeit – beachtlich! Aber – nicht jeder der genannten Vögel lebt, eine Weihnachtsgans mit Vogelgrippe muss als bereits verstorben gelten.
Der Spatz, der schnabel u?ber am Wasserkran trinkt, ist von Peter Menne so meisterhaft und lebendig gezeichnet, in dynamischen Strichen und Spritzern, dass es nur so spratzelt. Blitzschnell sehen wir ihn den schon fast herabtropfenden
Tropfen schlu?rfen – und Fritz Eckenga erfindet hier kurzerhand der Natur noch den Wasserkranich hinzu. Toll! Im Gedicht „Mein Land!“ wird dieser Eckenga im Vogelreich plötzlich sogar noch politisch und philosophisch. Ein Welt- und Europagedicht fu?r die Menschheit aus dem Vorgarten. Zum Niederknien. Selbst der Wurm wird nicht vergessen. Ihm wird göttergleich per Ode und Illustration raffiniert gehuldigt.
Und immer wieder werden die Vögel „verortet“. Um vignettenhafte Strichzeichnungen ergänzt, sind Vogel-Orte auf den Seiten unauffällig genannt. Rieselfelder in Mu?nster, wo die Ku?nstler einen Haubentaucher beheimaten. Die „Starin“ auf Hof Rahmann in Coesfeld. Die Erklärungen zu diesen konkreten Habitaten machen den Anhang zu einem kleinen und klugen Lexikon des Vogellebens.
Ein wunderbares Buch. Die Aquarelle und Zeichnungen sind formvollendet, wirken federleicht, wie hingetuscht, sind aber meisterhaft gearbeitet. Diese scheinbaren Skizzen sind hintergru?ndig und mehr als abwechslungsreich. Die Gedichte sind von größtmöglicher formaler Breite und das alles in Summe ist größte Freude, nicht nur fu?r Westfalen, Vogelfreunde und Birdspotter. Ein sehr besonderes Heimatbuch. Mögen die „geflu?gelten Westfalen“ auf zahlreiche Bu?cher- und Nachttische fliegen und in tausenden Regalen nisten.
Bernd Gieseking
Kabarettist und Schriftsteller
Autorenportrait
Peter Menne wurde 1962 ohne größeres Dazutun als Westfale geboren. Seine berufliche Laufbahn begann im Aktzeichensaal der FH Bielefeld, wo er es verstand, jedes Topmodell in eine Karikatur zu verwandeln. Das Stammessen I und II der Mensa waren so lecker, dass sich sein Studium sehr lange hinzog. Des Lernens nicht mu?de zog es ihn 1991 nach Berlin. An der Kunsthochschule Berlin-Weißensee lernte er, mit dem Pinsel umzugehen. Doch seine alte Heimat OWL ließ ihn nicht los. 1993 erhielt er ein Stipendium in Schwalenberg (Lippe), im Anschluss arbeitete er als Dozent einige Jahre an der Sommerakademie Schwalenberg. Und so pendelt er noch heute zwischen Ost und West – zwischen Potsdam, wo er sich mit Frau, zwei Kindern, aber ohne Hund häuslich niedergelassen hat, und OWL, die Hauptquelle seiner Inspirationen. Durch seine zahlreichen Publikationen hat er sich einen Namen als Karikaturist und westfälischer Milieuzeichner gemacht. Als Illustrator arbeitet er fu?r zahlreiche Tageszeitungen, Fachmagazine und Buchverlage.
Fritz Eckenga ruhrt in sich selbst. Vom Stützpunkt Dortmund aus dichtet er sich die Welt zusammen. Die Ergebnisse stellt er auf Bühnen, in Büchern, Zeitungen, Zeitschriften und im Radio vor. Eckenga spielt Solo-Programme, schreibt Theaterstücke, Hörbücher und ist Radiokolumnist.