Beschreibung
'Ich gehöre der Generation an, die noch in den Krieg getrieben wurde', schreibt Alfred Kosing, der 1928 geboren wurde. Nach der Katastrophe fand er geistigen Halt und Orientierung in den Ideen und Visionen von großen Vordenkern wie Thomas Morus, Lessing, Saint-Simon, Herder, Kant,?Hegel, Marx, Engels und auch Lenin. 'In ihren Werken entfaltete sich die historische Vernunft, die es zu bereichern und praktisch im politischen Leben zur Geltung zu bringen galt. Daran mitzuwirken war Lebensinhalt und Ziel vieler in meiner Generation.' Heute fragt er sich nun, ob diese Bemühungen folgenlos blieben oder sich Subjekte des gesellschaftlichen Fortschritts erneut formieren werden, um die erforderliche Vernunft durchzusetzen.In welcher Epoche leben wir jetzt? 1960, auf einer Konferenz der kommunistischen und Arbeiterparteien in Moskau, meinte man, dass die Menschheit sich in der Epoche des weltweiten Übergangs vom Kapitalismus zum Sozialismus befindet. Eine solche Feststellung bestimmte nicht nur den Charakter gesellschaftlicher Veränderungen, sondern legte strategische Handlungsoptionen fest. Kosing fragt heute, aus welchen objektiven und subjektiven Gründen diese Bewertung derart einseitig und fehlerhaft sein konnte, dass sie für die kommunistische Weltbewegung eine überwiegend falsche politische Aufgabenstellung und Orientierung zur Folge hatte. Seine Suche nach Antworten ist eine Fortsetzung oder Ergänzung zu seiner 2017 erschienenen Arbeit 'Aufstieg und Untergang des realen Sozialismus - Zum 100. Jahrestag der Sozialistischen Oktoberrevolution'.Hier nun untersucht er gesellschaftliche Entwicklungsprozesse (einschließlich der gegenwärtigen) und damit verbundene theoretische Fragestellungen unter dem Gesichtspunkt der Epocheproblematik.
Autorenportrait
Alfred Kosing, Jahrgang 1928, geboren und aufgewachsen in Ostpreußen, aus einer Kleinbauern- und Handwerkerfamilie stammend. Nach Kriegsdienst, Maurerlehre und Besuch der Vorstudienanstalt Studium der Philosophie und Geschichte an der Martin-Luther-Universität Halle/Wittenberg und an der Humboldt-Universität zu Berlin. In den 60er Jahren in der Nachfolge Ernst Blochs Direktor des Philosophischen Instituts der Karl-Marx-Universität in Leipzig sowie Dekan der Philosophischen Fakultät. Danach zwei weitere Jahrzehnte Professor an der Akademie für Gesellschaftswissenschaften, zeitweise Leiter des Instituts für Philosophie und des Wissenschaftlichen Rates für Philosophie der DDR. Mitglied der AdW seit 1969, 1975 Nationalpreis. Seit 1973 Mitglied des Institut International de Philosophie in?Paris, von 1973 bis 1988 Mitglied des Comité Directeur und von 1983 bis 1988 Vizepräsident der Fedération International des Societeés de Philosophie.