Beschreibung
Kleinbürger und Kleingeist Dickmann sitzt auf einem Richterstuhl in der ihm verhassten Weimarer Republik. Schon der Vater war Landgerichtsdirektor in der Kaiserzeit. Landgerichtsrat Dickmann verteidigt das Recht und vor allem seine Auffassung davon. Als Jura-Student und Mitglied einer schlagenden Verbindung fechtet er Mensur und treibt seine schwangere Geliebte zur Engelmacherin. Die junge Frau stirbt, aber die Karriere geht weiter. Dickmann fällt seine Urteile - nicht immer über Zweifel erhaben, aber grundsätzlich gilt: im Zweifel für sich selbst. Es gibt keine Gleichheit vor dem Gesetz. Die Kleinen hängt man und die Großen lässt man laufen: Rechts vor links und reich vor arm. 'Was mir gefällt, ist: dieser Jurist ist kein schwarzes Schwein, kein wilder Berserker, kein besonders bösartiger Mensch - er ist das Produkt von Erziehung, Kaste und System. Es ist gut gesehen, wie die Rädchen des großen Unrechtsgetriebes ineinander greifen, Akte auf Akte, Paragraph auf Paragraph, (.) und zum Schluss ist es keiner gewesen.' Kurt Tucholsky, 1932
Autorenportrait
Ernst Ottwalts (1901-1943) Biographie ist von einem radikalen Seitenwechsel geprägt: Als junger Mann zunächst Freikorps-Kämpfer, wurde er Kommunist und trat der KPD bei. Bereits 1932 schrieb er eine Analyse und Geschichte des Nationalsozialismus, im selben Jahr verfasste er mit Bertolt Brecht das Drehbuch »Kuhle Wampe oder: Wem gehört die Welt?«. Am 10. Mai 1933 wurden seine Bücher verbrannt. 1934 floh Ottwalt über Dänemark und die Tschechoslowakei nach Moskau, bereits 1936 aber geriet er im Zuge der stalinistischen Säuberungen unter Spionageverdacht, wurde nach Sibirien deportiert und starb 1943 in einem Lager bei Archangelsk.