Beschreibung
Aufgrund vieler von Verfall oder Aufgabe bedrohter Kirchen wird immer wieder nach zusätzlichen Nutzungsmöglichkeiten auch von Dorfkirchen gefragt. Christine Siegl zeigt anhand von vier Fallbeispielen nutzungserweiterter Dorfkirchen aus peripheren ländlichen Räumen in Brandenburg und Württemberg wesentliche Erkenntnisse zu entsprechenden Prozessen, sowie ihren Akteuren, Chancen und Grenzen auf. Mit der theologischen Leitkategorie der Gastfreiheit gelingt es, Nutzungserweiterungsprozesse nicht allein als Notbehelf im Umgang mit problematischem Gebäudebestand, sondern als besonders konnotiertes kirchliches Handeln zu verstehen. Dorfkirchen, die für kulturelle, pädagogische, touristische oder kommunale Anliegen mitgenutzt werden, stehen dabei für eine Haltung, die nicht zwischen verschiedenen Graden der Kirchenmitgliedschaft und -bindung wertet, sondern unabhängig davon Kontakt auch zu Gästen und Fremden sucht, ohne diese zu vereinnahmen. Nutzungserweiterungen stellen damit ein Beispiel für kirchliches Handeln dar, das mit den Bedingungen, unter denen sich Kirche in der Gegenwart wiederfindet, konstruktiv umzugehen vermag.
Autorenportrait
Wilhelm Gräb, Dr. theol., geb. 1948, in Bad Säckingen/Rhein; 1987-1992 Pfarrer in Göttingen; 1993-1999 Professor für Praktische Theologie an der Ruhr-Universität Bochum; seit 1999 Professor für Praktische Theologie mit den Schwerpunkten Homiletik, Seelsorge und Kybernetik an der Humboldt-Universität zu Berlin, Leiter des Instituts für Religionssoziologie; seit 2001 Berliner Universitätsprediger; seit 2011 Honorarprofessor an der Theologischen Fakultät der Universität Stellenbosch, RSA.