Beschreibung
Angesichts von hypermoralischen Exzessen auf dem Boden einer als kollektiv empfundenen historischen Schuld wächst bei besonnenen Zeitgenossen der Wunsch nach einem sicheren Fundament für die Beurteilung so mancher Forderung des Tages. Ethik als wissenschaftlich-rationale Lehre vom positiv Guten im Sinn eines „absoluten Wertes“ ist unter vielfachem Bedauern gescheitert und hat letztlich immer über sich hinausgewiesen zur Religion. Allgemeinverbindliche Werte gibt es in der säkularen Welt nicht. Ausgehend von der sozialen Philosophie des Selbsteigentums und nicht zufällig übereistimmend mit der jüdisch-christlichen Überlieferung der Zehn Gebote, entwickelt Preusse in diesem Buch erstmalig einen Begriff von Ethik als Wissenschaft vom Eigentum, die den Maßstab menschlicher Praxis bildet; als praktische Wissenschaft untersucht sie die Möglichkeiten des funktionalen Ersatzes der evolutionären Aggression unter Menschen, welche Konrad Lorenz als „Das sogenannte Böse“ beschrieb, durch friedliche Kooperation. Das richtige Verhältnis von Moral und Ethik ist dann gefunden, wenn Schopenhauers „Verletze niemanden“ als unverfügbare Norm verstanden wird, deren Missachtung niemals durch noch so große emotionale Nähe zu eigener oder fremder Not gerechtfertigt ist, das „darüberhinaus hilf, soweit du kannst“ dagegen sich bewusst auf den Gebrauch ausschließlich der eignen Mittel beschränkt. Deren Umfang definiert dabei zwangsläufig die Reichweite der Nächstenliebe, schon gar im Zeitalter globaler Gleichzeitigkeit.