Beschreibung
Patienten in der Neurorehabilitation möchten vor allem größtmögliche Selbstständigkeit erreichen und ihre Abhängigkeit von fremder Hilfe verringern. Neben der Verbesserung von Mobilitätsfaktoren wie Haltungskontrolle, Balance, Wechsel der Körperposition, Stehen und Gehen ist das Wiedererlangen von aktiven Arm- und Handfunktionen eine wichtige Voraussetzung, um diese Ziele zu erreichen und selbstbestimmt am Leben in der Familie, der sozialen Gemeinschaft sowie in Beruf und Freizeit teilzuhaben. Der aktuelle Forschungsstand im Bereich des motorischen Lernens zeigt uns mittlerweile wirksame Therapieverfahren zur Verbesserung von eingeschränkten Bewegungen und Funktionen der geschwächten oder gelähmten (paretischen) oberen Extremität auf. Zudem beantworten neue wissenschaftliche Erkenntnisse zunehmend die Frage nach wirksamen Vorgehensweisen und inhaltlicher Gestaltung für das Arm- und Handfunktionstraining. Für ein (Wieder-)Erlernen von Funktionen sind nicht nur die Anregung der neuronalen Plastizität und damit die Förderung des Lernens im Sinne einer Gedächtniskonsolidierung, die kortikale Reorganisation oder die Vermeidung des erlernten Nichtgebrauchs der betroffenen Extremität zu beachten. Vor allem pathologische Tonusverhältnisse (Hypertonus- und/oder Spastizität) bei Paresen können den ökonomischen und effizienten Einsatz von Arm und Hand negativ beeinflussen. Zur Behandlung dieser Symptome im Rahmen des Trainings liegen ebenfalls Wirksamkeitsnachweise aus Studien vor. Das dreiteilige Hemipareseprogramm kombiniert diese Erkenntnisse über das motorische Lernen mit professionellen praktischen Erfahrungen und bezieht dabei das eigenständige Erlernen aktiver Tonuskontrolle sowie eine Spastikreduzierung mit ein. Die jeweiligen Übungen orientieren sich an den evidenzbasierten Verfahren Aufgabenspezifisches und zielorientiertes Training unter Einbeziehung aller Kernelemente des motorischen Lernens: Motivation (Autonomie und erhöhte Erwartungen) Aufgaben und Zielorientierung BioFeedback (taktil, visuell, akustisch) Repetition Kontextbezogenheit Shaping (Steigerung der Aufgabenschwierigkeit in Abhängigkeit von den erlernten Fähigkeiten) Arbeiten an der Leistungsgrenze Externaler Fokus (auf den Effekt der Bewegung gerichteter Aufmerksamkeitsfokus).
Autorenportrait
Maik Hartwig ist studierter Sportpädagoge und ausgebildeter Ergotherapeut mit berufsbegleitendem Masterstudium Neurorehabilitation an der Donau Universität Krems. Er arbeitet seit vielen Jahren in der neurologischen Rehabilitation. Von 2001 bis 2010 war er leitender Ergotherapeut der Neurologischen Klinik Bad Neustadt/Saale und von 2010 bis 2014 wissenschaftlicher Berater und Head of Clinical Application der tyromotion GmbH, Graz. Seit 2015 ist Maik Hartwig Inhaber und Leiter der nach modernsten Standards ausgestatteten THERAMotion Therapieinstitute in Schweinfurt und Bad Königshofen. Hinsichtlich der von ihm dort entwickelten, an den Leitlinien der Deutschen Gesellschaft für Neurorehabilitation orientierten Therapiemodelle berät er ambulante und stationäre Rehabilitationseinrichtungen. Darüber hinaus ist er als Dozent mit patentierter Weiterbildungsreihe zum Fachtherapeut Neurorehabilitation®, als zertifizierter Studienleiter sowie als Wissenschaftlicher Fachprüfer BSc Ergotherapie an der IU Internationale Hochschule GmbH tätig. Maik Hartwig ist zertifizierter Medizinprodukteberater und hat verschiedenste Therapieprodukte für die Behandlung der oberen Extremität in der Neurorehabilitation entwickelt.