Beschreibung
"Jetzt gibt es kein Polen mehr. Es gibt nur noch Geld" - sagt Danuta Pruszewicz, die ihren Sohn verloren hat. Er starb beim Arbeitsunfall in einer Bonbonfabrik, sein letzter Atemzug roch nach Schokolade. Als die Familie Fragen stellt und sich um die Aufklärung seines tragischen Todes bemüht, hört sie entweder Ausflüchte oder stößt auf eine Mauer des Schweigens. Die zuständigen Behörden schieben den Fall hin und her, die Verantwortlichen in der Fabrik fühlen sich alles andere als verantwortlich, die Arbeitskollegen haben Angst zu reden. Im Arbeitszeugnis des Jungen steht der groteske Satz: "Das Arbeitsverhältnis wurde infolge des Todes des Mitarbeiters beendet." Für seine Reportagen aus den Jahren 1998-2013 reist Wlodzimierz Nowak durch die polnische Provinz und besucht Orte jenseits der großen, glitzernden Städte. Dort, wo das Herz des Landes schlägt, trifft er auf Menschen, deren Leben sich nach der Wende 1990 dramatisch verändert hat. Er spricht mit verzweifelten Bergarbeiterfrauen, Kleinkriminellen, lebensmüden Teenagern, widmet sich ganz jenen Menschen, die zu den Verlierern dieser Wende gehören: den Verzweifelten, Gebrochenen, den Stolzen und Unbeugsamen. Und er erzählt von ihren Schicksalen - mit journalistischer Nüchternheit und auf berührende Weise.
Autorenportrait
Wlodzimierz Nowak, Jahrgang 1958 ist seit über 20 Jahren Reporter bei der polnischen Tageszeitung Gazeta Wyborcza und Chefredakteur der Kulturbeilage Duzy Format. Er wurde mit vielen Preisen ausgezeichnet, u.a. 2004 mit dem Grand Press Preis - der höchsten Auszeichnung für Journalisten in Polen - sowie 2008 mit dem Deutsch-Polnischen Journalistenpreis. Sein erster Sammelband mit literarischen Reportagen (Obwód glowy) wurde für den in Polen wichtigsten Literaturpreis NIKE nominiert und erschien 2009 unter dem Titel Die Nacht von Wildenhagen auf Deutsch. Im Jahr darauf erhielt das Buch den Ehrenpreis des Georg-Dehio-Buchpreises. Die in Das Herz der Nation an der Bushaltestelle versammelten Reportagen erschienen zwischen 1998 und 2013 in der Kulturbeilage der Gazeta Wyborcza.