Beschreibung
Die Urlaubszeit spielt in den Biografien der Spätmoderne eine zentrale Rolle. Dies zeigt sich nicht zuletzt in den Erinnerungen an Urlaubsfahrten und an Erzählungen über Erlebtes. Anekdoten über Pannen und ungeplante Abwege, über liegengebliebene Autos und verdorbenes Hotelessen oder über überraschende Begegnungen mit fremden Menschen werden oft und gerne erzählt. Außeralltägliche Begebenheiten finden dabei auch Eingang in schriftliche Urlaubsberichte oder Fotoalben. Zugleich reflektieren diese Berichte ebenso wie mündliche Erzählungen den gesellschaftlichen Kontext, in dem Urlaub stattfindet. Urlaubserinnerungen als biografische Quelle zu sammeln und auszuwerten war das Ziel eines Schreibaufrufs, mit dem das Lebensgeschichtliche Archiv des Instituts für Sächsische Geschichte und Volkskunde im Herbst 2008 an die Öffentlichkeit trat. Dabei wurden Erinnerungen an den Urlaub zu DDR-Zeiten gesammelt, um Anpassungsstrategien an die Grenzen und Gestaltungsmöglichkeiten des Urlaubs unter realsozialistischen Bedingungen auszuloten. Der vorliegende Band gibt einen Überblick über die Vielfalt der organisierten und nicht-organisierten Urlaubsformen. Wohin fuhr man, was erwartete man, wie gestaltete man seine freie Zeit? Welche Menschen traf man, und wie wurden diese Begegnungen gestaltet? Wie wird heute über diese Urlaubserfahrungen geschrieben und gesprochen? Anhand der Auswertung des Schreibaufrufs werden zentrale biografische Erfahrungen von Menschen in ihrem gesellschaftsspezifischen Kontext erhellt und kulturanalytisch gedeutet.