Beschreibung
"Die Blume ist", wie der Dichter und Lebenskünstler Peter Hille meinte, "das Lächeln der Pflanze." Seht schön gesagt und wiewohl auch richtig, aber es steckt noch mehr dahinter. Nicht nur die ökologisch-technische Funktion der Blumen, den Bestäuber mit ihren Lächeln und ihren Düften anzulocken und als Blumenstrauß seine Mitmenschen zu beglücken, sondern eben durch ihre schiere Existenz Künstlern und Philosophen Weisheiten abzuringen, ohne die unsere Gedankenwelt ärmer und freudloser wäre. Tatsächlich sind Blumen eben auch mit Erfindungsgabe und Klugheit beseelt, um ihr Streben hienieden zu erfüllen. Ihr Ehrgeiz ist schließlich, die Oberfläche unseres Planeten mit ihrer vielfältigen Schönheit und Farbenpracht zu bedecken, ja zu erobern. Und das ist eben nicht so leicht, es gibt jede Menge Konkurrenz mit anderen Pflanzen und den Tieren, vom Menschen einmal ganz abgesehen. Aber Intelligenz, Findigkeit und sogar Listigkeit der Blumen, sich den Anforderungen des Flugwesens, der Mechanik, der Ballistik, der Insektenbeobachtung und vielen anderen Einflussnahmen zu stellen, sind geradezu überwältigend. Dies wohl zu bedenken, haben eben Künstler und Philosophen über alle Jahrhunderte hinweg mit ihrer Bewunderung nicht gegeizt und im Kleinen, mit Gedichten, Epigrammen, Aphorismen, Zeichnungen, Aquarellen oder auch im Großen mit Ölgemälden und gedankenschweren Abhandlungen, dieser wundersamen Spezies ihre Bewunderung gezollt. Einer unter ihnen ist der Schriftsteller Theodor Lessing, der 1928 seine philosophische Dichtung "Blumen" veröffentlichte, die seither im Kanon der Blumenliteratur eine unübertreffliche Stellung einnimmt.
Autorenportrait
Theodor Lessing,1872 in Hannover geboren, war im besten Sinne des Wortes ein 'Vielschreiber', der sich in allen möglichen Genres zunächst ausprobierte, um schlussendlich als Philosoph und Essayist seine wahre Mission zu finden. Mit 22 Jahren legte er seinen ersten Roman vor, kurz darauf folgten etliche Dramen, schräge Gedichtbände (Weiber! 301 Stoßseufzer über das 'schönere' Geschlecht.) und satirische Kampfschriften. In den 1920er Jahren erlangte er mit seinen Artikeln für das 'Prager Tagblatt' und den 'Dortmunder Generalanzeiger' sowohl deutschlandweite Beachtung als auch wegen seiner kompromisslosen Art, Ross und Reiter zu benennen, deutschlandweite Anfechtungen. Nach seiner Emigration 1933 in die Tschechoslowakei wurde de facto ein Kopfgeld auf ihn ausgesetzt. Drei sudetendeutsche Attentäter, die anschließend in Nazi-Deutschland als Helden gefeiert wurden, erschossen Theodor Lessing im tschechischen Mariánské Lázne.