Beschreibung
Das Mädchen, dessen Leben Norah Lange vom 6. bis zum 15. Lebensjahr und zwischen herrschaftlichem Landleben und Verarmung in Buenos Aires in 82 stimmungsvollen Schlaglichtern nachzeichnet, dürfte eine der erstaunlichsten Heldinnen der Literatur Argentiniens sein. Mit der offenen Schilderung der Ängste, Zustände und Wünsche des heranwachsenden Mädchens und seiner besonderen, manchmal unheimlichen, manchmal exzentrischen Erfahrungen konstruierte Norah Lange die Kindheit einer Avantgardeautorin: experimentierfreudig, genau beobachtend, vielschichtig und märchenhaft. In ihren Nachworten spüren die Übersetzerin und Lange-Spezialistin Inka Marter und die argentinische Autorin und Aspekte-Preisträgerin María Cecilia Barbetta der Bedeutung dieses Klassikers und seiner bemerkenswerten Autorin nach.
Autorenportrait
Norah Lange wurde 1905 als Tochter eines nach Argentinien eingewanderten norwegischen Ingenieurs geboren. Mit Jorge Luis Borges gab sie schon früh Avantgardezeitschriften heraus, ihr Gedichtband "La calle de la tarde" (1925) wurde von ihm mit einem Prolog versehen. In der Folge veröffentlichte Norah Lange zwei weitere Gedichtbände und mehrere Prosawerke. Ihr Mann, der argentinische Dichter Oliverio Girondo, und sie wurden zu einem schillernden Paar der argentinischen Literaturszene. Norah Lange galt als "Muse des Ultraismo" - berühmt waren ihre phantastischen Reden auf Dichterbanketten, die 1942 auch gesammelt herausgegeben wurden ("Estimados congéneres"). "Kindheitshefte" ("Cuadernos de infancia", 1937) gehört zu ihren Meisterwerken. Es wurde preisgekrönt (u. a. Tercer Premio Nacional, 1939), erlebte bis 1994 neun Auflagen und erschien 2005 im ersten Band der Norah-Lange-Werkausgabe. Die Dichterin starb 1972.