Beschreibung
«Edgar hat ein Geschmier auf seiner Tafel gehabt. Dort, wo es am dichtesten und der Schiefer vor lauter Rändern und Flecken fast nur noch weiss gewesen ist, habe ich seine Buchstaben kaum mehr gesehen, er aber ist sicher gewesen, fertig zu sein.» So beginnt die Erzählung Edgar, in der Michael Donhauser aus der Perspektive des Kindes, das er war, von Edgar und Georg erzählt, den beiden ungleichen Cousins. Schon ihr Ton aber zeigt an, dass diese Erzählung weit mehr als eine Kindheitserinnerung unter anderen ist, sondern «das poetische Modell schlechthin, um von Kindheit zu erzählen» (Wendelin Schmidt-Dengler). «Wahrscheinlich geht es darum», sagt Michael Donhauser, «vieles zu kennen und zu lassen, was sich als Erzählkunst etabliert hat, um dann das Erzählen noch einmal zu erfinden, Mündlichkeit und Ausformung in eins setzend, was nur gelingen kann, wenn da eine Kraft ist, die das Kalkül hinter sich lässt zugunsten einer Lust, die wiederum nicht die des Fabulierens ist, sondern eher das Unwägbare wägt und der Virtuosität entsagt. Wer so erzählt, hat alle Vorbehalte in Hingabe und alle Hingabe in Form aufgelöst: und darum ging es mir, und dann erst um all das, was über Edgar und Georg und das Land ihrer Kindheit gesagt werden könnte, doch in den Erzählungen kaum je gesagt wird, denn es gibt dieses Darüber dort nicht, wo der Raum wie seine Menschen immer nur erzählend erst wirklich werden.»