Beschreibung
Seit der Oktoberrevolution 1917 hatten die Kommunisten in ihrem Kampf für die Weltrevolution ihr großes Vorbild und ihren Rückhalt in Moskau. Wurden sie in ihrer Heimat verfolgt, fanden sie dort Zuflucht, zum Beispiel im legendären Hotel Lux, das zunächst nur ein Gästehaus für Parteigenossen aus aller Welt war. Während der stalinistischen Säuberungen aber wurde es zu einer gnadenlos zuschnappenden Menschenfalle. Jeder konnte jederzeit abgeholt werden unter der Anschuldigung, ein Verschwörer zu sein, ein Feind des Kommunismus, der Sowjetmacht, Stalins. Dann drohten Folter, Arbeitslager, Erschießung. Wer eine Nacht überstanden hatte, war nicht sicher für den kommenden Tag. Ruth von Mayenburg hat über das Leben und Überleben im Hotel Lux ein Buch geschrieben, das die wahre Geschichte über einen schrecklichen Schauplatz der Weltgeschichte erzählt. Gemeinsam mit Heinrich Breloer ist sie 1991, nach 46 Jahren, zurück an den Ort des Geschehens gereist und hat ihm auf den Fluren des ehemaligen Emigrantenhotels gezeigt und beschrieben, wie das Lux funktionierte. Der Filmemacher Breloer hat diese Reise in seinem Film Wehner - die unerzählte Geschichte dokumentiert. In diesem nun vorliegenden Buch werden Breloers Reise- und Drehbuchnotizen erstmals zusammen mit Ruth von Mayenburgs Zeitzeugenbericht publiziert. Entstanden ist ein erschütterndes Dokument über zum großen Teil vergessene oder verschwiegene Schicksale der Gäste des Hotel Lux. Der Geschichte in Leander Haußmanns Film Hotel Lux mit Michael 'Bully' Herbig in der Hauptrollesteht die wahre Geschichte Ruth von Mayenburgs gegenüber, die sieben Jahre (1938 bis 1945) in dem internationalen Ghetto-Hotel Lux in Moskau lebte. Dabei lernte sie nicht nur dessen Bewohner, meist junge Kommunisten aus Deutschland, Österreich, der Schweiz und ganz Europa kennen, sondern erlebte auch die stalinistischen Säuberungen hautnah mit. Die Neuausgabe ihres Buches wird ergänzt durch bislang unveröffentlichte Drehbuchnotizen des renommierten Filmemachers Heinrich Breloer, die dieser nach einer Reise mit Ruth von Mayenburg nach Moskau verfasst hat. Hotel Lux. Die Menschenfalle erzählt die wahre Geschichte eines erschütternden Orts.
Autorenportrait
Ruth von Mayenburg (1907-1993) wuchs in einem liberalen Elternhaus in Böhmen auf und engagierte sich bereits in jungen Jahren politisch. Als Frau des österreichischen Kommunisten Ernst Fischer floh sie 1934 mit ihrem Mann nach der Niederschlagung des Schutzbundaufstandes zunächst nach Prag und später nach Moskau, wo sie von 1938 bis 1945 im Emigrantenhotel Lux lebte und für die Rote Armee tätig war, zuletzt im Grad einer Obristin. Nach dem Krieg kehrte sie nach Wien zurück, arbeitete sie u.a. als Publizistin und Filmdramaturgin und starb 1993.