Beschreibung
Im vorliegenden Buch räumt Daniel Boyarin mit der Vorstellung
auf, daß das Christentum mit innerer Notwendigkeit aus
dem Raum des Judentums herausgetreten sei. Wie er an zahlreichen
Quellentexten eindrucksvoll demonstriert, existierte mehrere
Generationen lang ein kulturelles Milieu, in dem sich »jüdische
« und »christliche« Züge vielfältig mischten: Juden konnten
Jesus nachfolgen und zugleich den Sabbat und die Speisegesetze
halten. Sie konnten aber auch Jesus ablehnen und dennoch
mit der Vorstellung eines zweiten göttlichen Wesens höchst einverstanden
sein.
Daß gegenwärtig grundsätzlich zwischen Judentum und Christentum
unterschieden wird, ist das Ergebnis einer Grenzziehung,
die vom zweiten bis zum vierten Jahrhundert betrieben
wurde. Christliche Häresiologen definierten die Größe »Judentum
«, um das Wesen christlicher Identität in Abgrenzung davon
zu entfalten. Das Unternehmen gelang jedoch nur zur Hälfte.
Im Endeffekt weigerte sich das Judentum, eine Religion zu sein,
und so ist das orthodoxe Christentum nun möglicherweise die
einzige Religion, die es auf Erden gibt.
Der Autor ist Taubman Professor of Talmudic Culture at the
University of California, Berkeley.