Beschreibung
Die intensivere wissenschaftliche Beschäftigung mit den Werken Franz Kafkas entwickelte sich im SS 1995 während eines Hauptseminars über Technik in der Literatur des 20. Jahrhunderts bei Herrn Prof. Dr. Gerhard Rupp.
Die Erzählung "In der Strafkolonie" wurde zum Ausgangspunkt einer eigenen, soziologisch orientierten Interpretation, die die Eigentümlichkeit des Werkes jedoch nicht zu durchdringen vermochte.
Erst intensive Gespräche mit meinem Kommilitonen Wolfgang Witzel und die wiederholte Lektüre der Werke Kafkas ließen in der Folge den Entschluss reifen, die Texte als Hauptbezugsgröße für eine Interpretation zu favorisieren.
Während einer fünfjährigen Auseinandersetzung mit Kafkas Werk, anders kann diese Zeitphase nicht genannt werden, denn sie war erfüllt von vielen Höhen und Tiefen privater und beruflicher Natur, hat sich der Blick geschärft und im meist eingleisigen Dialog mit der Kafka-Forschung eine Analyse-methode entwickelt, die ein "textnahes Lesen" der Erzählungen Franz Kafkas präferiert und die aktuelle Forschungsdiskussion hoffentlich bereichern wird.
Eine weitere vertiefende Beschäftigung mit diesem außergewöhnlichen Dich-ter, der einen bleibenden Eindruck in meinem Leben hinterlassen hat, ist sicher im Bereich meiner Wünsche und ich hoffe, dies auch realisieren zu können.
Inhalt
AUS DEM INHALT
1 VORWORT
2 DAS DILEMMA DER KAFKA-FORSCHUNG
2.1 Zur Grundlegung der Methode eines "Textnahen Lesens" als syntheseversuch zwischen Fachwissenschaft
und Fachdidaktik
2.1.1 Die "Polyvalenz" literarischer Texte und die Bedeutung "textnahen Lesens"
2.1.2 Das Konstrukt der "Vorurteilsfreiheit" als Ideal einer Primärrezeption
2.1.3 Das didaktisch etikettierte "detektivische" Lesen als schulische Umsetzungsmöglichkeit eines "textnahen" Lesens
3 DIE BEZUGSYSTEME UND IHRE QUALITATIVE
DIFFERENZIERUNG IM HINBLICK AUF DIE TEXTANALYSE
3.1 Bezugssystem 1 "Schreiben"
3.2 Bezugssystem 2 "Recht"
3.2.1 Zwischen Schreibinstanz und Rechtsinstanz
3.2.2 Schrift und Erkenntnis: Kafka und die Kabbala
3.2.3 Die epische Welt als "Rechtsraum"
3.2.4 Der "Rechtsraum" als "Machtraum"
3.3 Bezugssystem 3 "Erzählhaltung"
3.3.1 Die Kontroverse um die Erzählhaltung in Kafkas Werken
3.3.1.1 Die "personale Perspektive" und das Verhalten der Protagonisten
3.3.1.2 Zum Verhältnis Text und Leser bei der Lektüre von Kafkas Werk
3.4 Bezugssystem 4 "Wahrnehmung und Raum"
3.4.1 Definition des Raums
3.4.2 Phänomenologische Implikationen zur Bedeutung des Menschen im Raum
3.4.3 Die Bedeutung der phänomenologischen Implikationen im Hinblick auf Kafkas Werk
4 DIE TEXTANALYSE DER "DURCHBRUCHS"- ERZÄHLUNGEN
4.1 Textanalyse 1: "Das Urteil"
4.1.1 Textstruktur
4.1.2 Erzählsituation und Perspektive
4.1.3 Gestalteter Raum
4.1.3.1 Die Raumanordnung der Gegenstände
4.1.3.1.1 Das Privatzimmer von Georg
4.1.3.1.2 Das Zimmer des Vaters
4.1.3.1.3 Fazit: Der Raum als subjektiv veränderte Realität
4.1.4 Der intersubjektive Raum
4.1.4.1 Die Funktion der Freundfigur
4.1.4.2 Das Verhältnis Georg – Vater
4.1.4.2.1 Die Positionierung der Figuren im intersubjektiven Raum
4.1.4.2.2 Sprache im intersubjektiven Raum
4.1.4.2.2.1 Die Sprache als Mittel zur Überwindung
4.1.4.2.2.2 Der Kampf der Realitäten
4.1.4.3 Fazit: Die Begegnung mit dem Anderen als Existenzbedrohung
4.2 Textanalyse 2: "Die Verwandlung"
4.2.1 Textstruktur
4.2.2 Erzählsituation und Perspektive
4.2.3 Gestalteter Raum
4.2.3.1 Das Zimmer von Gregor
4.2.3.1.1 Das Bild
4.2.3.1.2 Fenster-Blicke
4.2.3.1.3 Türen als Grenzorte
4.2.3.2 Das Wohnzimmer
4.2.3.3 Fazit: Die Fremdheit des Raums
4.2.4 Der intersubjektive Raum
4.2.4.1 Positionierung der Figuren im Raum
4.2.4.1.1 Der Morgen nach der Verwandlung
4.2.4.1.2 Die Gefangenschaft
4.2.4.1.3 Gefangenschaft und Tod
4.2.4.2 Die Wahrnehmung der Verwandlung
4.2.4.2.1 Die Gegensätzlichkeit der Gefühle
4.2.4.2.2 Die Fehldeutung des Verhaltens der Anderen
4.2.4.3 Die Wahrnehmung des Körpers und der Anderen
4.2.4.3.1 Die Akzeptanz des neuen Körpers
4.2.4.3.2 Die Verneinung der eigenen Existenz als Rücksichtnahme auf die Familie
4.2.4.3.3 Die Wahrnehmung der Schwester
4.2.4.3.4 Die Wahrnehmung des Vaters
4.2.4.3.5 Die Wahrnehmung der Mutter
4.2.4.4 Die Wahrnehmung als Ungeziefer
4.2.4.4.1 Die Selbstwahrnehmung als Ungeziefer
4.2.4.4.2 Die Wahrnehmung der Familie
4.2.4.4.3 Die Wahrnehmung der Zimmerherren
4.2.4.4.4 Sprache als Macht: Die Wahrnehmung des Urteils
4.2.4.5 Fazit: Die Stigmatisierung der Andersartigkeit oder die Janusköpfigkeit der "Verwandlung"
4.3 Textanalyse 3: "In der Strafkolonie"
4.3.1 Textstruktur
4.3.2 Erzählsituation und Perspektive
4.3.3 Gestalteter Raum
4.3.3.1 Versuch der Rekonstruktion des gestalteten Raums
4.3.3.2 Der intersubjektive Raum
4.3.3.2.1 Der Apparat
4.3.3.2.2 Die Positionierung der Figuren im Raum
4.3.3.2.3 Die Sprache als realitätsschaffendes Moment: Der Offizier
4.3.3.2.4 Schweigen als Macht: Der Reisende
4.3.3.2.5 Die Herrschaft der Gerichte
4.3.3.2.5.1 Der Raum der Vergangenheit – die alte Ordnung
4.3.3.2.5.2 Der Raum der Gegenwart – die neue Ordnung
4.3.3.3 Fazit: Die Welt als Einöde der Ordnungen
4.4 Ergebnisse der Textanalysen
5 DIDAKTISCHE IMPLIKATIONEN UND ENTWURF VON UNTERRICHTSREIHEN
5.1 Didaktisches Potential
5.1.1 Zum Problemverhältnis Text – Schüler
5.2 Entwurf einer Unterrichtsreihe zu "Das Urteil"
5.2.1 Die Einbindung in die Rahmenvorgaben der Richtlinien
5.2.2 Die Textauswahl im Hinblick auf Richtlinienvorgaben
5.2.3 Präsentation einer Verlaufsplanung zu der Erzählung "Das Urteil"
5.2.3.1 Methodische Hinweise im Hinblick auf Schülerorientierung und Kommunikation
5.2.3.2 Hinweise zur Handlungs- und Produktionsorientierung
5.2.4 Die Einbindung der Unterrichtsreihe in einen "detektivischen" Methodenrahmen
6 AUSBLICK
7 LITERATURVERZEICHNIS