Beschreibung
Wie sieht menschliche Nähe heute aus? Wie beeinflusst eine intensiv technologiegestützte Kommunikation unser Verständnis von Intimität und Beziehungen? Welche Rolle spielen neue und soziale Medien für die Überwindung von räumlicher oder zeitlicher Distanz und wie verändern sich Konzepte wie Vertrautheit oder Privatheit? Die Schnittstelle zwischen Mensch und Maschine ist fluider geworden: das Digitale wird immer mehr ein Teil von uns. Was uns früher als unpassendes Eindringen der Technik in unsere Intimsphäre erschienen wäre, ist nun als „Wearable“-Technologie oder funktionale Prothese weitgehend akzeptiert. Intimität ist auch individuell und verwertbar geworden und lässt sich zunehmend aus Datenmaterial konstruieren. Durch die Selbstverständlichkeit digitaler Interaktion entsteht für viele eine emotionale Verbindung zu den Geräten. Welche Konsequenzen ergeben sich aus der Substitution menschlicher Nähe durch die Liebe zum Objekt oder zu Abbildungen im Netz? Personalisierte Technologien können unsere Intimzone mit der Öffentlichkeit vermischen. Vielfältige Möglichkeiten des Kontakteknüpfens und des Ausdrucks unserer Neigungen tun sich auf: von Online-Dating Portalen bis zu Gruppen mit genau spezifizierten Vorlieben abseits klassischer Porno-Narrative. Im Netz finden sich schnell Gleichgesinnte, aber auch einander vorher Fremde. Wie kann Technologie emotionale Momente unterstützen, speichern oder sogar erzeugen? Die Zurschaustellung unserer Verbindungen findet heute vernetzt, quantifiziert und öffentlich statt: Mit scheinbarer Leichtigkeit werden intime Details mit einer nahezu unüberschaubaren Menge an Menschen geteilt. Haben wir die Kontrolle über unsere einst als vertraut angesehenen Inhalte bereits abgegeben? Oder verändert sich schlicht unsere Auffassung von dem, was dazu zählt? Wie sieht es mit dem Schutz uns vertrauenswürdig erscheinender digitaler Inhalte aus? Welche Auswirkungen hat die Erweiterung und Transformation unser Intimitätsräume? Und wie kann Technologie dazu beitragen, bestehende Normen des Sexualdiskurses aufzubrechen und alternative Fantasien oder Praktiken anzuregen? paraflows .9 INTIMACY verschreibt sich der Frage, wie es um unsere Intim- und Privatsphäre steht, welche Veränderungen zu erwarten sind und wie Gesellschaft und Kunst darauf reagieren.