Beschreibung
Immer wieder zieht es Greta in die 'Straße zum 10. Juli' in Santiago de Chile. Es ist die berühmte Straße der Ersatzteilverkäufer. Hier sucht Greta die nötigen Teile, um den Schulbus, in dem ihre einzige Tochter tödlich verunglückte, wieder zusammenzusetzen. Die Suche führt sie zurück in ihre eigene Vergangenheit und in das verlassene Haus ihrer Jugendliebe Juan, das als einziges Gebäude der Gegend trotzig den Abrissplänen einer Baufirma widersteht. Doch Juan ist verschwunden, so wie damals die Freunde der kommunistischen Jugendbewegung zu Zeiten der Militärdiktatur, so wie die Kinder der Colonia Dignidad. Doch irgendwo in einem Loch im Boden werden sie alle gefangen gehalten, all die Verschwundenen. Irgendwo unter der Erde Chiles brodelt es gewaltig. Nona Fernández' Roman mahnt das Schweigen über die nahe Vergangenheit an. Die Verbrechen unter der Militärdiktatur, die weder vor Jugendlichen noch Kindern haltmachten und sogar dankbar an flüchtige Sexualstraftäter outgesourct wurden. (Die Auseinandersetzung mit der Rolle der deutschen Außenpolitik bei der Entstehung der Colonia Dignidad findet gerade ganz aktuell statt.) Alles ist miteinander verwoben, es gibt kein Einzelschicksal, das sich von der kollektiven Geschichte befreien könnte.
Autorenportrait
Nona Fernández (geb. 1971) empfing sowohl 2003 als auch 2008 den chilenischen Literaturpreis »Premio Municipal de Literatura« in der Kategorie »Bester Roman«. Selbigen Preis erhielt unter anderem auch Roberto Bolaño posthum. 2011 schon war sie mit 24 weiteren AutorInnen unter dem Motto »Die 25 am besten gehüteten Schätze Lateinamerikas« zur berühmten Buchmesse in Guadalajara eingeladen. Sechs Jahre später ist sie aus der chilenischen Literaturszene nicht mehr wegzudenken. Seit 2012 erscheint ihr Werk im Septime Verlag. Neben dem Erzählband Der Himmel erregte sie die Aufmerksamkeit der Presse mit Die Toten im trüben Wasser des Mapocho. Weitere Romane sind in Vorbereitung.