Beschreibung
Kindheit und Erwachsenwerden, einmal ohne Sentimentalität über die verlorene Jugend betrachtet, entpuppen sich oft nicht als die erwartete Zeit von Unbeschwertheit und Glückseligkeit denn als eine Etappe, die erfüllt ist von fehlender Orientierung, Fremdbestimmtheit, Unfähigkeit zur Kommunikation und damit verbunden von Grausam-, Lieblosig- und erdrückender Einsamkeit. In Das Schafferhaus wird die Geschichte der Kindheit und Jugend des Paul Eva Schaffer durchreist. Der Junge wächst im vorarlbergischen Rheintal, im Dreiländereck von Schweiz, Deutschland und Österreich unter den Repressalien von Großfamilie, Dorfverband und Kirche auf. Mit kühlem, detailfixiertem Blick und ohne jeden Zynismus registriert Stephan Alfare die Besäufnisse, die Prügeleien und die Verzweiflung seines Protagonisten, sein trauriges Liebeswerben und den ausweglosen Sex. Wie alle großen Erzähler urteilt er nie über seine Figuren, die konsequente Meinungslosigkeit des Erzählers erzeugt mit lapidaren Sätzen einen genauen, rücksichtslos peniblen und unkalkulierten Realismus, der seine tiefe Beklemmung aus der archaischen Kargheit und Ungekünsteltheit der Sprache bezieht und der Weigerung, dem Leben etwas hinzuzufügen. Stephan Alfare ist mit Das Schafferhaus nicht nur eine überzeugende Abrechnung über die finsteren Zustände im Land, sondern auch eine berührende Geschichte über die Entwicklung eines adoleszenten Körpers, die Erweckung seiner Geheimnisse und Lüste im Korsett der Bigotterie gelungen.
Autorenportrait
Stephan Alfare, geb. 1966 in Bregenz/Vorarlberg, 1987-1990 Reisen nach Ex-Jugoslawien, Griechenland, Italien, Frankreich und in die Türkei, von 1990-1996 Sargträger in Wien, lebt heute ebendort als freier Schriftsteller.