Beschreibung
'Alle sind unterwegs', sagt die Erzählerin in Zsuzsanna Gahses zweiteiligem Sudelbuch, und diese Erzählerin ist mitunter selbst unterwegs, z. B. in Spanien auf den Spuren des legendären Großvaters Endre, der als Barpianist in Granada gelebt haben soll, oder mit Horaz im Valsertal. Die leidenschaftliche 'Reisephilosophin' zeigt die krassen Unterschiede zwischen Flüchtlingen und Urlaubern, zwischen Landlosen und Geschäftsreisenden, und im Hintergrund spielen die Alpen mit, der Süden leuchtet auf, Iberien, die Po-Ebene und das Karpatenbecken. Im zweiten Teil des Südsudelbuches beschleunigt sich die Erzählweise, aber von Anfang an schaut sich die Icherzählerin zusammen mit Tokoll, dem Fotografen, nach Gangarten um, nach Fingersprachen, Mundarbeiten und Sprechweisen der Leute in unterschiedlichen Landschaften. Unterbrochen wird das europäische Schweifen und Schlingern ab und an durch einzelne Sudelsagas, die sich wie Dellen und Kuhlen ausnehmen. Erzähllust, präzises Beobachten und Sprachwitz treffen hier mit Gahses Kunst des scheinbar Hingeworfenen und des gekonnten Auslassens zusammen und fügen sich zu einem wunderbar lakonischen, welthaltigen Buch.
Autorenportrait
Zsuzsanna Gahse, geb. 1946 in Budapest, aufgewachsen in Wien und Kassel, lebte längere Zeit als Schriftstellerin in Stuttgart und Luzern, zurzeit wohnt sie in Müllheim, Schweiz. Zahlreiche Preise und Auszeichnungen, u.a. aspekte-Literaturpreis, Adelbert-von-Chamisso-Preis, Voß-Preis. Über 20 Buchveröffentlichungen, in der Edition Korrespondenzen 'durch und durch' (2004), 'Instabile Texte' (2005), 'Oh, Roman' (2007) und 'Donauwürfel' (2010).