Beschreibung
Hier liegt Freund Puschkin. Mit der holdesten der Musen Vertrieb er sich die Zeit in süßem Spiel und Scherz, Er tat nichts Gutes, doch in seinem Busen, Beim Himmel, schlug ein gutes Herz! Was für Paris die Friedhöfe Montmartre, Montparnasse und Père Lachaise, das sind für Moskau der Donskoje-, der Neujungfrauen- und der Wagankowskoje-Friedhof. Auf dem Neujungfrauenfriedhof findet man die Gräber von Gogol und Tschechow, von Prokofjew und Schostakowitsch, auf dem 'Donskoje' die der berühmtesten Spione der Sowjetunion - und wie man auf dem Père Lachaise zum Grab von Jim Morrison pilgert, so sucht man auf dem 'Wagankowo' das des in Rußland legendären Sängers Igor Talkow auf. Und auch hier zeigt sich, daß die Persönlichkeit des Toten sich oft bereits an seiner Grabstätte ablesen läßt. Tatjana Kuschtewskaja unternimmt nach ihren kulinarischen Streifzügen durch die russische Literatur ausgedehnte Spaziergänge über die Friedhöfe Rußlands, und wieder weiß sie eine Fülle von Geschichten um berühmte Verstorbene zu erzählen. - So stellt man bei der Öffnung von Gogols Sarg fest, daß dessen Schädel verschwunden ist; und kurioserweise ziert sein Grabstein aus schwarzem Granit ab 1940 die letzte Ruhestätte Bulgakows. Und wann hat man schon von dem heldenhaften Bolschewikenführer Artjom gehört, der 1924 bei einem Eisenbahnunglück starb und an der Kremlmauer begraben liegt? Staunend liest man die Geschichte der glühenden Jessenin-Verehrerin Galina B., die am Grab des Dichters gleich zweifach Selbstmord begeht. Und ganz nebenbei erfährt man Faszinierendes und Lehrreiches über verschiedene Formen von Grabkreuzen, Besonderheiten russischer Beerdigungsbräuche und Trauerrituale oder über die Spezies der Friedhofsbettler. Der mit zahlreichen schwarz-weiß Fotografien versehene Band ist eine kleine Kulturgeschichte des Todes in Rußland ebenso wie eine keineswegs morbide Sammlung von Anekdoten über den Tod im Leben und das Leben im Tod. Zusatztext
Autorenportrait
Tatjana Kuschtewskaja geboren 1947 in der Turkmenischen SSR in der Wüstenoase Dargan-Ata, verbrachte ihre Kindheit in der Ukraine; Studium der Musikpädagogik an der Musikhochschule von Artjomowsk (Diplom); arbeitete acht Jahre lang als Musikpädagogin in Jakutien; 1976-1981 Studium an der Fakultät für Drehbuchautoren der Filmhochschule Moskau (Diplom), wo sie 1983-1991 einen Meisterkurs für Drehbuchautoren leitete und als freie Journalistin tätig war; verfaßte zahlreiche Drehbücher und Reportagen; unternahm Reisen durch alle Regionen der ehemaligen UdSSR; lebt seit 1991 in Deutschland. Veröffentlichungen (in deutscher Sprache): »Ich lebte tausend Leben«, Velbert 1997; »Russische Szenen«, Berlin 1999; »Transsibirische Eisenbahn«, Berlin 2002