Christliche Existenz zwischen den Gerichten Gottes
Untersuchungen zur Eschatologie des Matthäusevangeliums, Bonner Biblische Beiträ
Hoppe, Rudolf / Berges, /
Erschienen am
01.05.2010
Beschreibung
Die Gerichtsaussagen des Matthäusevangeliums werden häufig lediglich als paränetische Drohkulisse für eine christliche Gemeinde bewertet, die den Zauber des Anfangs zu verlieren droht. Der Autor zeigt dagegen, dass die matthäischen Gerichtsaussagen in einem neuen Licht erscheinen, wenn sie vor dem zeitgeschichtlichen Hintergrund des Jüdischen Krieges interpretiert werden. Eine entscheidende Voraussetzung dabei ist, dass die matthäische Gemeinde die Zerstörung der Stadt Jerusalem und das Ende des Tempels keineswegs als Gericht am Jüdischen Volk betrachtet, das sie selbst eigentlich nicht tangiert, sondern als Auslöser einer tiefgreifenden Sinnkrise, die die Frage nach der Gerechtigkeit Gottes in der eigenen (jüdischen) Geschichte dringlich nach sich zieht. Das Matthäusevangelium stellt mit seinen Gerichtsaussagen seine sich an Jesus Christus orientierende Leserschaft in eine kritische Zeit >zwischen den Gerichten< Gottes an seinem Volk, dem in der Tempelzerstörung bereits ergangenen und dem in Kürze erhofften Jüngsten Gericht. Diese Zeit ist eschatologische Bewährungszeit, in der es um eine Neubegründung jüdischer religiöser Kultur nach dem Verlust des soteriologisch bedeutenden Kultzentrums geht.