Beschreibung
Der Ausbruch des Ersten Weltkriegs stellte eine Zäsur in der Geschichte der europäischen Linken dar. Fast einhellig waren die sozialdemokratischen Parteien auf die Position der 'Vaterlandsverteidigung' eingeschwenkt. Nur wenige widerstanden. Unter ihnen die russischen Bolschewiki. Lenin war sicherlich derjenige, der die Schlussfolgerungen aus der neu entstandenen strategischen Situation am konsequentesten zog: Krieg dem Kriege, Bruch mit den imperialen Staaten, Vorbereitung einer sozialistischen Revolution. Um diese Strategie zu begründen, entwickelte er auf der Basis von Hegelstudien und Analysen des Imperialismus, zur nationalen Frage und der Agrarverhältnisse ein strategisches Konzept der antagonistischen Zuspitzung der Widersprüche. Es mündete in den Aprilthesen von 1917: Alle Macht den Sowjets. Eroberung der politischen Macht durch die Bolschewiki. Die Vernichtung des Raums des Politischen als Raum des Denkens und Andersdenkens, der kontroversen Auseinandersetzung, der Entwicklung alternativer Ansätze zwischen 1918 und 1920 begründete dann eine Metaphysik der Herrschaft.
Autorenportrait
Michael Brie hat bis 2013 das Institut für Gesellschaftsanalyse (IfG) der Rosa-Luxemburg-Stiftung geleitet, arbeitet jetzt dort als Referent für »Theorie und Geschichte des Sozialismus«. Von ihm erschien 2015 das hellblaue Bändchen »POLANYI neu entdecken«; er gibt zudem bei VSA: die Reihe »Beiträge zur kritischen Transformationsforschung« heraus.