Beschreibung
Ausgehend von dem bei der Reichsgründung 1870 etablierten Klassenkompromiss und dessen Bruch 1909 untersucht der Autor die innergesellschaftlichen Gründe für den deutschen Weg in den Krieg. Vor diesem Hintergrund bewertet er die sozialdemokratische Unterstützung des Kriegs nicht als 'Verrat', sondern als Folge einer verfehlten Gesellschaftsanalyse und Revolutionsstrategie. Im Mittelpunkt dieser Studie zur Vorgeschichte des Weltkriegs 1914 steht der Gesellschaftsvertrag, der bis zu seiner Auflösung 1909 die Beziehungen zwischen den Klassen des Bismarck-Reichs bestimmte. Der Autor beschreibt die Konsequenzen der Doppelherrschaft, die der 1867/71 zustande gekommene Klassenkompromiss hervorbrachte, analysiert Zusammensetzung und Programmatik der drei politischgesellschaftlichen Blöcke, die miteinander um die Macht rangen, diskutiert das Phänomen, wieso die Rechtsentwicklung der Sozialdemokratie eine entscheidende Ursache für die Wendung zum Krieg war, widerlegt die gängige Geschichtsschreibung, der zufolge der Krieg durch die außenpolitische Lage verursacht wurde, und begründet, warum die für den Waffengang notwendige Zustimmung der SPDFührung kein 'Verrat' war, sondern die Folge einer fehlerhaften Gesellschaftsanalyse und Revolutionsstrategie.
Autorenportrait
Heiner Karuscheit, Publizist, schreibt seit mehr als 30 Jahren zu Fragen der Geschichte und Politik, insbesondere zur Geschichte der Arbeiterbewegung.