Beschreibung
Ellen und Siegfried Rachut sind dreißig Jahre ein glückliches Paar, als Ellen Rachut sich eines Traumas bewusst wird, das sie ihr Leben lang verdrängt hat: den in der Kindheit erlebten sexuellen Missbrauch. Für beide ist das ein Schock. Doch die Rachuts versuchen, den Missbrauch gemeinsam zu verarbeiten.
Aus ihrer persönlichen Erfahrung heraus haben Ellen und Siegfried Rachut ein Buch geschrieben, das nicht nur Betroffenen, sondern auch deren Umfeld Mut und Kraft gibt. Denn Betroffene und Helfende stehen vor ganz unterschiedlichen Schwierigkeiten. Wenngleich es dafür keine Patentlösungen gibt, ist gegenseitiges Verständnis doch die wichtigste Voraussetzung für die Bewältigung des Traumas.
Bewundernswert offen beschreiben die Rachuts mögliche Folgen sexueller Gewalt und Hilfsmöglichkeiten. Denn Ellen und Siegfried Rachut sind überzeugt: Nicht der sexuelle Missbrauch ist das Tabu, sondern das ›Darüberreden‹.
LESEPROBE
"Zur Stärkung der eigenen Persönlichkeit ist es für Betroffene wichtig, selbst Verantwortung für die eigene Heilung zu übernehmen. Andere Menschen können zwar unterstützen, beispielsweise durch Gespräche oder emotionale Zuwendung; sie dürfen Rat und Hilfe anbieten und vieles mehr. Aber niemals sollten sie sich als Retter oder als Anwalt der Betrof
fenen fühlen. Und auf keinen Fall darf es ein Einmischen in Entscheidungsprozesse geben. All das ist zwar im Allgemeinen gut gemeint, drückt aber dennoch untergründig aus, der/die Betroffene sei nicht fähig, selbst zu handeln.
Solche Überlegungen waren mir als Betroffener während des Heilungsprozesses überhaupt nicht bewusst. Ich habe es nur als sehr hilfreich empfunden, dass mein Mann mich zu keiner Entscheidung oder Aktivität gedrängt hat. Er wartete in Ruhe ab, bis ich so weit war. Und genau das macht die Hilfe aus."
Autorenportrait
Ellen Rachut, geb. 1939, und ihr Mann Siegfried Rachut, geb. 1942, sind seit 1965 verheiratet und haben eine Tochter und einen Sohn. Als Folge sexueller Gewalterfahrung in der Kindheit musste Ellen Rachut nach 30 Jahren Schuldienst den Lehrberuf aus gesundheitlichen Gründen aufgeben. Nach längerer, abgeschlossener Therapie fühlt sie sich geheilt und engagiert sich seit 1998 als Betroffene sexueller Gewalt. Sie führt eine Wanderausstellung, Lesungen und Veranstaltungen durch. Seit seiner Pensionierung unterstützt ihr Mann sie bei Workshops für Betroffene sexueller Gewalt und deren PartnerInnen sowie bei Tagungen für professionelle Helfende.