Körperinszenierungen in mittelalterlicher Literatur
Kolloquium am Zentrum für interdisziplinäre Forschung der Universität Bielefeld (18. bis 20. März 1999)
Ridder, Klaus / Langer, Otto
Erschienen am
01.01.2002
Beschreibung
In literarischen Texten des Mittelalters begegnet ein Neben- und Ineinander verschiedener Diskurse der Körperlichkeit. Die Aufsätze des Bandes stellen Körperbilder, die für bestimmte Texttypen und Traditionszusammenhänge charakteristisch sind, in ihren literarischen Voraussetzungen und dominanten Erscheinungsformen in den Mittelpunkt. Der höfisch-schöne Körper, der häßlich-gelehrte Körper, der kranke Körper, der Körper des Heiligen, der mythisch-dämonische Körper und der grotesk-komische Körper kommen in den Blick. Das Oszillieren der Körperbilder zwischen vehementer Aufwertung und ebenso radikaler Distanzierung des Leibes läßt sich in vielen Fällen nicht adäquat mit dem zeitgenössischen Modell des Leib-Seele-Dualismus beschreiben. Der scheinbar ganzheitliche Körper zerfällt in mehrere (fragmentierte) Körper, die kulturellen und literarischen Konstruktionen des Körperlichen in unterschiedlichen Diskurszusammenhängen verpflichtet sind. Ein modernes (Theorie-)Konzept, das die Gleichzeitigkeit und Verschränkung der unterschiedlichen Körper-Diskurse ausarbeitet, existiert bisher nicht. Der vorliegende Band will einer Geschichte der literarischen Körperinszenierungen in interdisziplinärer Perspektive zu jener Aufmerksamkeit verhelfen, die dem Thema angemessen ist.