Beschreibung
Brecht gibt auch vierzig Jahre nach seinem Tod zu denken. Gerade das ist es, was wir an einem Klassiker schätzen, auch wenn er es uns nicht immer leicht, angenehm und einfach macht. Aber erst in jüngster Zeit zieht Brecht wieder mehr Aufmerksamkeit auf sich. Das hat mit dem 100. Geburtstag zu tun, reicht jedoch darüber hinaus. Brecht, der Klassiker, ist aktuell als Junger Wilder, als marxistischer Lehrdichter, als dialektischer Dramenautor und als Anreger und Vorbild. Aber eben auch als gewiefter Vertreter seiner Interessen, als literarischer Plünderer und Wegelagerer und nicht zuletzt als Sexist.
Die Beiträge dieses Bandes bleiben solchen Polemiken fern. Sie reichen von Brechts Konzepten, sich als Autor zu etablieren, über den Einfluß, den frühere Autoren auf ihn ausübten, und das frühe lyrische Werk, die Lehrdichtung, die Dramatik und sein Nachkriegswirken bis hin zu seiner Bedeutung für die Nachkriegskultur und zu seiner Rezeption in der Gegenwartsliteratur. Eine umfangreiche Bibliographie der Forschungsliteratur seit 1970 schließt den Band ab.
Inhalt
Thomas Wegmann: Marken, Medien und Management. Vorschläge zur Lektüre eines Klassikers
Gerhard Bauer: Weisheiten, zerpflückt, verbraucht, zur Kenntlichkeit entstellt
Rita Klis: Brecht und Wedekind
Ulrike Baureithel: Schicksal nur gegen Beweis. Bertolt Brecht und Arnolt Bronnen im literarischen Feld der Weimarer Republik
Rudolf Mast: Brecht und Ihering
Theo Buck: Brecht und Becher
Walter Delabar: Nomaden, Monaden. Versuch über Bertolt Brechts Aus dem Lesebuch für Städtebewohner
Bodo Plachta: “Himmel abgeschafft”. Technischer Fortschritt und sozialer Wandel in Franz Kafkas Aeroplane in Brescia und in Bertolt Brechts Flug der Lindberghs
Reinhold Grimm: A Couple of Notes on Two Brechtian Plays: Leben des Galilei and Mutter Courage
Andrew Johnston: Chaucer, Galilei, Brecht. Sprache und Diskurs im Leben des Galilei
Sonja Hilzinger: Schreiben im Exil, Margarete Steffins Erzählungen und Stücke für Kinder
Magnus Schlette: Brecht über Schönheit
Helmut Peitsch: “In den Zeiten der Schwäche.”. Zu Spuren Brechts in der europäischen Debatte über engagierte Literatur
Joachim Lucchesi: Macht-Spiele. Die Kontroverse um die Lukullus-Oper 1951
Christian Jäger: Penser Brecht. Zur Deutung Brechts bei Barthes, Althusser und Deleuze
Horst Domdey: Täter in der Maske der Pietà. Heiner Müller, Bertolt Brecht
Jörg Döring: Von den Nachgeborenen. Brechts Ballade von den Seeräubern und Durs Grünbeins Oh Heimat zynischer Euphon
Jost Hermand: Zwischen Volk und Partei. Brechts utopischer Ort
Carsten Würmann: Bertolt Brecht-Bibliographie 1970-1998