Beschreibung
Die Reise eines Schriftstellers auf den Spuren Marcel Prousts in der Normandie geht gleich zu Beginn gründlich schief, denn das befreundete französische Ehepaar will in ein bretonisches Städtchen, in dem Proust nie war. Die kleine Reisegesellschaft quartiert sich im Hotel Armor ein. Der übergriffige Portier, der vor Kraft und Klischees über 'uns' und 'die anderen' nur so strotzt, liefert dem kränkelnden Schriftsteller reichlich Stoff zum Nachdenken. Nachdem seine Frau zu einem Vortrag enteilt und das befreundete Ehepaar wieder in Paris ist, bleibt er allein im tristen Tréboul zurück und wertet fröhlich grummelnd Dekadenz und Langeweile um. Seine eigene Suche nach der verlorenen Zeit karikiert jedes Pathos, voller Selbstironie und Witz zerpflückt der Ich-Erzähler eine vermeintliche Selbstverständlichkeit nach der anderen, am Ende auch den eigenen Traum vom Buch über Proust. 'Im Zustand stiller Auflösung' ist eine hochkomische Suada, wie sie schon bei Cosics großem Familienepos Die Tutoren anklang. Auch hier verbirgt sich hinter seinem geistreichen Hadern eine mutige Kritik an den Auflösungserscheinungen der europäischen Kultur.
Autorenportrait
Bora Cosic, 1932 in Zagreb geboren, ist einer der großen europäischen Schriftsteller und ein Chronist des Balkans. Cosic lebt in Berlin und Rovinj. Für sein Werk erhielt er zahlreiche Auszeichnungen, u.a. den Leipziger Buchpreis zur Europäischen Verständigung (2002), den Albatros-Preis der Günter-Grass-Stiftung (2008) sowie den Internationalen Stefan-Heym-Preis (2011).