Auto(r)fiktion
Literarische Verfahren der Selbstkonstruktion
Wagner-Egelhaaf, Martina / Wagner-Egelhaaf, Martina / Achermann, Eric / Moser, Christian / Elsaghe,
Erschienen am
11.12.2012, Auflage: 1. Auflage
Beschreibung
In die literaturwissenschaftliche Debatte über die Autobiographie hat der französische Autor und Literaturwissenschaftler Serge Doubrovsky den Begriff Autofiktion eingebracht, der in den letzten Jahrzehnten zunehmend auf Resonanz in Forschung und Feuilleton gestoßen ist. Dabei sind sich diejenigen, die den Begriff verwenden, nicht immer einig, was genau mit Autofiktion zu bezeichnen ist. Möglicherweise liegt gerade in den unterschiedlichen Akzentuierungen, die der Begriff erlaubt, seine theoretische und textanalytische Produktivität. Dass die Wahrheit eines Lebens am besten durch Dichtung zur Darstellung gebracht werden kann, wusste freilich bereits Goethe, der seine Autobiographie Dichtung und Wahrheit (1811-1833) nannte. Allerdings lässt sich gerade in der Gegenwartsliteratur ein verstärktes Bewusstsein von der grundsätzlichen Fiktionalität des Ichs feststellen, das zu neuen Formen und Verfahrensweisen der Selbstdarstellung geführt hat, auch und gerade unter Nutzung digitaler Formate. Dabei wird deutlich, dass im Zeichen der Auto(r)fiktion auch die Debatte um die Autor-Kategorie in der Literaturwissenschaft neue Impulse erhält. Der vorliegende Band führt erstmals die Autofiktions- und Autorschaftstheorie zusammen und präsentiert eine Fülle von frappierenden Fallbeispielen.
Inhalt
Martina Wagner-Egelhaaf
Einleitung: Was ist Auto(r)fiktion?
Eric Achermann
Von Fakten und Pakten. Referieren in fiktionalen und autobiographischen Texten
Christian Moser
„My final deliverance“. Zur Konstitution von Autorschaft im autobiographischen und historiographischen Werk Edward Gibbons
Yahya Elsaghe
Auto- und Autorfiktion in Bertolt Brechts Hauspostille
Christian Sieg
Die Überwindung der Lebenskurzschrift. Schwierigkeiten beim Schreiben des Selbst in Nicolas Borns Die erdabgewandte Seite der Geschichte
Inge Arteel
Selbstbildnis als multiples Alloporträt. Gerhard Roths autofiktionales Schreiben im Orkus-Zyklus
Daniel Weidner
Bildnis machen. Autofiktionale Strategien bei Walter Kempowski, Uwe Johnson und W.G. Sebald
Marta Famula
Erlebtes, Erkanntes und Fingiertes. Dürrenmatts ästhetisches Konzept einer Erkenntnistheorie in seinem autobiographischen Projekt Stoffe I-IX
Stephan Berghaus
Grenzgänge des Ich. Wanderungen zwischen Autobiographie und Autofiktion in W.G. Sebalds Die Ringe des Saturn
Jeanine Tuschling
„Ich, eine Figur, die zu nichts taugt?“ Autofiktionale Erzählstrategien in Elfriede Jelineks Internetroman Neid
Albert Meier
Realitätseffekt ‚Autor‘. Poetologische Überlegungen zum Sexualrealismus um 2000
Innokentij Kreknin
Kybernetischer Realismus und Autofiktion. Ein Ordnungsversuch digitaler poetischer Phänomene am Beispiel von Alban Nikolai Herbst
Annika Jensen / Jutta Müller-Tamm
Echte Wiener und falsche Inder. Strategien und Effekte autofiktionalen Schreibens in der Gegenwartsliteratur
Yvonne Delhey
Ilija Trojanow und das ‚self-fashioning‘
Beatrice Sandberg
Unter Einschluss der Öffentlichkeit oder das Vorrecht des Privaten