Beschreibung
Die in diesem Band abgedruckten Arbeiten behandeln bislang meist getrennt voneinander untersuchte Aspekte der mittelalterlich-frühneuzeitlichen Wirtschafts-, Gesellschafts- und Verfassungsgeschichte im Zusammenhang miteinander. Grundlage ist das institutionenökonomische Paradigma: die Annahme, dass langfristige Wandlungsprozesse durch Änderungen der Restriktionen erklärbar sind, denen menschliches Handeln unterliegt, und dass diese Änderungen wiederum intendierte oder nicht-beabsichtigte Folgen individueller Wahlhandlungen sind.
Drei der Arbeiten beschäftigen sich mit dem Verfassungswandel, der in der Zeit zwischen dem 14. und 18. Jahrhundert erfolgte. Ausgangspunkt ist die These, daß über territoriale Gewaltmonopole verfügende Staaten anfänglich nicht existierten, so dass auch Sicherheit unter wettbewerblichen Bedingungen bereitgestellt wurde. Die Entstehung von Staaten wird vorliegend als Prozess der Beschränkung dieses Wettbewerbs interpretiert. Die folgenden Aufsätze beschäftigen sich mit der Frage, wie die Wirtschaftsordnung beschaffen war, die das Gegenstück dieser ursprünglich staatslosen Gesellschaftsordnung bildete, und wie marktwirtschaftliche Institutionen entstanden. In diesem Zusammenhang spielte der Systemwettbewerb, d.h. der Wettbewerb von Obrigkeiten um die Inhaber mobiler Produktionsfaktoren, eine entscheidende Rolle. Bei den beiden letzten Aufsätzen handelt es sich um quellengestützte Detailuntersuchungen wirtschaftspolitischer Probleme, die sich den politischen Akteuren des 15. und 16. Jahrhunderts stellten. Die zur Schaffung von Wettbewerbsbeschränkungen auf ökonomischen Märkten führende Kooperation zwischen Politik und Wirtschaft rent seeking also sowie die Verknüpfung geld- und machtpolitischer Ziele stehen hier im Mittelpunkt.