Autorenportrait
Simon-Louis du Ry (1726-1799) ist bislang vor allem als Architekt der großen Kasseler Innenstadtplätze und des Museums Fridericianum gewürdigt worden. Weit weniger bekannt ist, dass er sich auch als Baumeister von fürstlichen und adeligen Landsitzen über die Grenzen der Landgrafschaft Hessen-Kassel hinaus einen Namen gemacht hat. Der vorliegende Band unternimmt den Versuch, diesen bislang nur in verstreuten Einzelstudien greifbaren Teil seines Oeuvres vergleichend zu sichten und ihn anhand der zeitgenössischen Architektur- und Gesellschaftstheorie kunstwissenschaftlich zu erschließen. Die Bauten erweisen sich dabei als Dokument des in der Kulturgeschichte des 18. Jahrhunderts so herausragenden Topos des hof- und stadtfernen "Landlebens". Darüber hinaus zeigt sich, dass der Architekt und seine Bauherren keineswegs nur die Flucht in ein idealtypisches Landidyll inszenierten. Sie widmeten sich vielmehr anhand konkreter Ansprüche und Möglichkeiten den praktischen Fragen von Landwirtschaft, Ökonomie und Gesundheitspflege, doch kam auch die in der Theorie des Landlebens so oft gescholtene herrschaftliche Repräsentation keineswegs zu kurz.