Beschreibung
Einmal mehr erweist sich der erfolgreiche Lyriker und Herausgeber ('Das Gedicht') als satirischer Beobachter mit messerscharfem Blick. Medien überfluten fast alle Bereiche des täglichen Lebens und sorgen ständig für nackte Tatsachen. Die Chancen stehen schlecht, den aufgedrängten Enthüllungen zu entkommen. Inzwischen dienen sogar öffentliche Verkehrsmittel oder die freie Natur als Bühne für Privatvorstellungen aller Art. Intime Gespräche werden lautstark am Handy geführt: 'Sie schreit seine // Prostata macht es / Nicht mehr // Lange'. Nur noch ein Funkloch könnte den zwangsrekrutierten Voyeur vom Seelenstriptease erlösen. Leitner bringt die Auswüchse der XXL-Turbo-Wachstumswelt mit schwarzem Humor auf den Punkt. Er zückt Gedichte als probate Allzweckwaffe gegen 'Pfeffer // Minz im erigierten / Anhang einer E-Mail'. Seine Verse provozieren und spießen bevorzugt stromlinienförmige Zeitgenossen auf. Wenn Eltern ihre kleinen Rennpferde an den Start schicken, notiert der Dichter: 'Sogar im Schlaf streiten / Mütter um die Sitz // Ordnung in der Grund / Schule, wer neben wem / entscheidet // Über die Zukunft'. Angesichts solcher Lebensentwürfe dürfen Leser optimistisch sein, denn kalkulierte Hoffnungen sind so sicher wie Banken ohne Rettungsschirm: 'Eine Pizza geht noch / Danach ist Feierabend'.
Autorenportrait
Anton G. Leitner (Jg. 1961), Lyriker und Verleger (Das Gedicht), hat seit Mitte der 80er Jahre sieben Lyrikbände publiziert. Von ihm erschienen mehrere Hörbücher, u. a. Das Meer tropft aus dem Hahn (2003) und Herzenspoesie (2007). Er edierte über dreißig Anthologien und wurde mehrfach ausgezeichnet, u. a. mit dem V. O. Stomps-Preis der Stadt Mainz.