Beschreibung
Die Schrifttafeln der Osterinsel, die unter dem Namen Rongorongo bekannt sind, gelten als nicht entziffert, weil die Lesung durch die Osterinsulaner Metoro und Ure Vaeiko keinen Zusammenhang ergeben oder nicht erkennbar ist, auf welche Tafeln und Zeichen sie sich beziehen. Wenn aber das Thema einer Tafel bekannt ist, werden auch die Namen der Zeichen verständlich, wie sie von den Osterinsulanern genannt werden, und Widersprüche, die unvermeidlich sind, können durch die Untersuchung der Struktur der Zeichen ausgeräumt werden. Das Thema ergibt sich aus dem Zusammenhang und aus der teilweise bekannten mündlichen Überlieferung der Gesänge der Osterinsel. Ihre Grundlage ist die religiöse Gemeinschaft, in die die Jugendlichen durch Initiation aufgenommen wurden, wie es auch aus anderen Stammes- und Hochkulturen bekannt ist. Um die Überlieferung kennen zu lernen, ist es nötig, die heute fast ausgestorbene Sprache der Osterinsel zu lernen, die heute nach dem Namen der Osterinsel Rapa Nui Rapanui genannt wird, und in ihrem ursprünglichen Wortbestand und ihrer Grammatik nur noch in den Schrifttafeln erhalten ist. Außerdem sollte man frei sein von kultureller Voreingenommenheit, die auch als Eurozentrismus bekannt ist, da man sonst nicht in die geheime Innenwelt der Osterinsulaner gelangen kann. Egbert Richter wurde 1938 in Bremen geboren und hat vor und neben dem Studium der westlichen und indischen Philosophie, der Religionswissenschaft und Ethnologie Sanskrit und andere europäische und orientalische Sprachen und Schriften studiert. Seit 1988 hat er an der Entzifferung der Indus-Schrift und der minoischen Schrift gearbeitet, für die er durch die Schriftzeichen der Osterinsel wesentliche Anregungen erhalten hat. Mit dem Zusatz Ushanas zu seinem Autorennamen weist er auf seine langjährige Beziehung zur indischen Tradition hin, die mit der Überlieferung der Osterinsel ebenso verwandt ist wie mit der Kultur der indischen Urbevölkerung.
Inhalt
(in Klammern die Transkriptionsbezeichnungen der behandelten Rongorongotafeln)
Einleitung
1. Die Rongorongo-Schrift
2. Besiedlung und Tradition der Osterinsel
TEIL I Der Rosete-Stein der Rongorongo-Schrift
3. Der Brustschmuck Rei Miro 2 (L)
4. Die New Yorker Vogelmannfigur (X)
5. König Hotu-matua und die Tafel Aruku Kurenga (Br1, Br2, Br6)
6. Der Timo-Gesang (Bv1, Ca6)
TEIL II MYTHEN UND LIEDER
7. Die Tafel Apai und das Orongo-Fest (Br1, Br2, Ev4, Ev5, Aa1)
8. Der Mythos des Maui (Bv11)
9. Fruchtbarkeitsmythen (Aa2, Ev8, Er1; Ev6)
10. Pua- und Neru-Lieder (Da1, Aa1, Aa2, Ca2, Aa4, Aa6)
TEIL III DIE KOSMOGONISCHEN GESÄNGE URE VAEIKOS
11. Der Fruchtbarkeitsgesang Eaha to ran ariki kete (Er9, Ca1, Ab8, Ev7, Er7)
12. Der Schöpfungsgesang Atua Mata-riri (Er9, Ab3)
13. Der Gesang Atua Mata-riri und die erste Zeile des Santiago-Stabes (I1, Db2)
TEIL IV RAPA NUI UND EUROPA
14. Die Unterschriften von 1770
15. Die Tau-Schrift (Tomenika-Urkunde, Fuller-Fisch, Kr1, V)
16. Zwei Welten - ein Ethos? (Aa5, Br9)
Zusamenfasung und Ausblick
Anhang I: Die Metoro -Tafeln
1. Tahua
2. Aruku Kurenga
3. Mamari
4. Keiti 300
Bruchstücke echter Tradition (nach Barthel)
Anhang II: Die Jausen-Liste
Literaturverzeichnis