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Tolstoi und Nietzsche

Die Idee des Guten in ihren Lehren

Groys, Boris / Strasser, Nadja
Erschienen am 01.01.1994
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Bibliografische Daten
ISBN/EAN: 9783882212662
Sprache: Deutsch
Umfang: 304
Format (T/L/B): 22.0 x 14.0 cm
Auflage: 1. Auflage
Einband: Gebunden

Beschreibung

Die Verwandtschaft der Antipoden "Professor Riehl hat richtig bemerkt, daß Nietzsche nicht zum Lehrer taugt. Nietzsche ist in einem ständigen Experimentieren begriffen, er stellt Versuche mit sich selber an. Allein, sollte die Philosophie nur für Schüler da sein? Natürlich bedarf die Jugend einer Anleitung, einer Antwort auf die Frage: Was soll man tun? Es liegt aber keine Veranlassung vor, sich mit dieser Frage an Nietzsche, Dostojewski oder Tolstoi zu wenden, d.h. also an Menschen, dieaus dem üblichen Lebensgleise herausgeschleudert wurden. Hätten wir auch sonst keine anderen Gründe, so sprächen doch schon die Veränderlichkeit ihrer Überzeugung gegen sie als Lehrmeister. Wie sollte man ihnen eine junge Seele anvertrauen, wenn sie selber nicht für den morgigen Tag einstehen können? So hat Graf Tostoi, der dem Familienleben Lewins so eine feierliche Apotheose bereitete, einige Jhre später nach der "Anna Karenina", - den "Tod des Iwan Iljitsch" und später auch noch die Kreuzersonate" geschrieben. Lewins Familienleben wird uns als musterhaft empfohlen, während Posdnyschow sagt: "Wir haben wie die Schweine gelebt". Für Nietzsche gab es nur eine Frage: "Mein Gott, warum hast du mich verlassen?" Erinnert man sich wohl dieser schlichten, doch von namenlosem Leid und Bitternis erfüllten Worte? Auf diese Frage kann es nur eine Antwort geben: sowohl die menschliche Wissenschaft, die sich dem durchschnittlichen Alltagsleben angepasst hat, als auch die menschliche Moral, die Normen rechtfertigt, die dem Mittelmaß zum Fundament dienen, heiligt, gen Himmel hebt, zum Gesetz macht("Das fromme Gedenken Rostows", "das Gute ist Gott") sind erlogen."

Autorenportrait

Lew Isaakowitsch Schestow (1866-1938), eigentlich Jehuda Leib Schwarzmann, war ein existentialistischer Philosoph jüdisch-russischer Herkunft. Er floh 1921 nach Frankreich, um den Folgen der russischen Oktoberrevolution zu entgehen. Bis zu seinem Tod lebte er in Paris, wo er an der Sorbonne unterrichtete. Schestows Philosophie hat die Verzweiflung zum Ausgangspunkt, sein gesamtes Denken ist verzweifelt und doch versucht er, auf etwas zu weisen, das jenseits der Verzweiflung - und der Philosophie - liegt.

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