Beschreibung
Ciceros Schrift "De officiis" (Über die Pflichten oder Vom pflichtgemäßen Handeln), sein letztes philosophisches Werk, entstand zwischen Oktober und Dezember des Jahres 44 und gilt als sein geistiges Vermächtnis. In drei an seinen in Athen studierenden Sohn gerichteten Büchern vermittelt er diesem die Summa seines Denkens über das Sittlich-Gute (honestum), das Nützliche (utile) und schließlich über Situationen, in denen honestum und utile im Widerstreit liegen. In vielfältiger Weise kommt er dabei auf Fragen und Probleme der Wirtschaft zu sprechen, auf das Spannungsverhältnis zwischen Gerechtigkeit und Nutzen, zwischen Moral und Politik, auf Erwerbsmöglichkeiten durch Landwirtschaft, Handel und Gewerbe. Parallelen zu Xenophons "Oikonomikos", den Cicero ins Lateinische übersetzt hat, werden in seinem Verständnis der Ökonomie erkennbar, wenn er sie als Pflege des Privathaushaltes, die Sorge um das Privatvermögen auf landwirtschaftlicher Grundlage definiert. In einer Umfrage, was denn eigentlich den bedeutenden Unternehmer und Bankier auszeichne, stellte der Soziologe Walter Rüegg fest, "daß es im wesentlichen die - dank Cicero in die abendländische Gesellschaftsordnung eingegangenen - Grundsätze des rechten Handelns sind, wie Vertrauen als Grundkapital sozialen Handelns, Zuverlässigkeit in der Aufgabenerfüllung, Beständigkeit der grundlegenden Überzeugungen, Mut bei deren situationsgerechter, risikofreudiger Anwendung".Im Kommentarband zu dieser Ausgabe stellt Hans Kloft (Bremen) Cicero und die Wirtschaft seiner Zeit dar; Walter Rüegg (Bern) zeichnet ein Bild der Person Ciceros und seiner Wirkung auf die abendländische Geschichte; Gloria Vivenza (Verona) behandelt die traditionelle Wirtschaftsmoral in der Antike.