Beschreibung
Die Evangelisch-Lutherische Kirche in Russland, die 1937 mit der Verhaftung der letzten noch amtierenden Pastoren praktisch zu existieren aufhörte, ist in den letzten zehn Jahren zu neuem Leben erwacht. In dieser Situation gewinnt die Geschichte dieser Kirche neu an Bedeutung. Der Autor des vorliegenden Werkes hat als profunder Kenner dieser Geschichte in jahrzehntelanger, mühevoller Forschungsarbeit umfangreiches Material zusammengetragen über die Herkunft, den Werdegang und die pfarramtliche Tätigkeit aller über 1200 Pastoren, die vom 16. Jahrhundert an bis zum Jahre 1937 in den evangelischen Gemeinden Russlands Dienst getan haben. Neben einem biographisch-lexikalischen Teil, der in alphabetischer Folge die einzelnen Geistlichen aufführt, enthält das Buch auch einen geschichtlichen Überblick über die Zusammensetzung und die Ausbildung der Pastorenschaft sowie über die kirchlichen Strukturen, innerhalb derer sich der pastorale Dienst in den Gemeinden vollzog. – So ist der vorgelegte Band ein gewichtiger Beitrag für die weitere Erforschung der Geschichte evangelischen kirchlichen Lebens in Russland und zum Verständnis der geistlichen Prägung der dortigen Gemeinden.
Aus dem Verlagsprospekt 2000
Rezension
'Mit diesem biographischen Lexikon hat der Vf. seinem reichen wissenschaftlichen Lebenswerk ein weiteres personengeschichtliches Kompendium hinzugefügt, wie es nur er nach jahrzehntelangen Vorarbeiten hat vollenden können. Seit ersten, schon im Jahre 1930 begonnenen Vorstudien, die 1937 in dem jungen Gelehrten den Plan reifen ließen, alle seit dem 16. Jh. im Russischen Reich und in Sowjetrußland tätigen Geistlichen der verschiedenen evangelischen Kirchen in einem umfassenden Lexikon zu versammeln, hat er dieses Vorhaben mit der ihm eigenen Konsequenz und Beharrlichkeit verfolgt und es im Alter von 91 Jahren schließlich zu einem glücklichen Ende führen dürfen. Eine kurzgefaßte und doch erschöpfende Darstellung zur ›Geschichte und Struktur der Pastorenschaft‹ eröffnet ein Nachschlagewerk, das alle evangelischen Pastoren verzeichnet, die in einem Zeitraum von fast vierhundert Jahren in der russisch-orthodoxen Diaspora gewirkt haben, spart aber aus gutem Grund die Ostseeprovinzen Estland, Livland und Kurland ebenso aus wie das Großfürstentum Finnland und die sieben Gouvernements des Königreichs Polen. In Rußland wird wie auch anderswo im frühneuzeitlichen Europa eine starke Versippung des geistlichen Standes erkennbar, die, wie im zweiten Abschnitt sehr eindrucksvoll dargestellt, zur Entstehung ganzer ›Pastoren-Dynastien‹ geführt hat. Einer Aufstellung aller Konsistorien und Gemeinden folgt ein Gesamtverzeichnis der benutzten Literatur, das in seiner Vollständigkeit seinesgleichen sucht. Dies gilt nicht weniger für den mit bewundernswerter Akribie gestalteten Hauptteil, der in alphabetischer Reihenfolge auf fast dreihundert Seiten 1263 Kurzbiographien der Pastoren mit allen Angaben zu ihrer Herkunft, ihrem Lebenslauf und ihrem beruflichen Werdegang enthält. Besonders sympathisch berührt, daß neben Personen- und Ortsnamen in einem besonderen Register auch die Pastorenfrauen mit ihren Mädchennamen aufgeführt sind, ist doch gerade ihre Rolle in einem evangelischen Pfarrhaus überhaupt nicht hoch genug zu veranschlagen. Nicht nur die mit dem östlichen Europa befaßte Kirchengeschichtsschreibung hat allen Grund, dieses fundamentale Werk mit tiefer Dankbarkeit entgegenzunehmen.'Hans-Werner Rautenberg in:Zeitschrift für Ostmitteleuropa-Forschung 49 (2000)'Man muß den Verfasser zu diesem bewundernswerten Lebenswerk beglückwünschen. Und allen, die zu dem auch solide gebundenen Werk beigetragen haben, danken.'Coelestin Patock OS in:Ostkirchliche Studien 48 (1999), Heft 2/3