Beschreibung
Karlmann Beyschlag, emeritierter Professor für Kirchen- und Dogmengeschichte in Erlangen, hat zum 250. Jubiläum der Friedrich-Alexander-Universität ein Handbuch vorgelegt, das die wichtigsten Konturen der Erlanger Theologie knapp umreißt. Hier wird Sachkenntnis so vermittelt, dass man in die Gedanken der Hauptrepräsentanten der lange Zeit einzigen Fakultät in der evangelisch-lutherischen Kirche Bayerns lebendig eingeführt und ihnen gegenübergestellt wird. Der Leser erfährt etwas vom geistlichen Erbe, das diese Theologen bewegt und so ihre Studenten geprägt hat. Der Bogen spannt sich vom Anfang des 19. bis zur Mitte des 20. Jahrhunderts. Durch Beigabe von Bildern und eine Auswahl von charakteristischen Originaltexten ist dies ein Lese- und Arbeitsbuch, das als erste Einführung ebenso geeignet ist wie als Grundlage für weitere Forschung. – Der Band erscheint zugleich als Band 67 der 'Einzelarbeiten aus der Kirchengeschichte Bayerns'.
Rezension
'K. Beyschlag ist mit dem vorliegenden Werk Die Erlanger Theologie ein großartiger Wurf gelungen. Das Buch ist nicht nur für den Fachtheologen, sondern auch für den theologisch interessierten Laien ein Leseerlebnis. Es ist brillant geschrieben und stellt ein geglücktes Beispiel für die selten gewordene Verbundenheit von fachlicher Informationsvermittlung und persönlichem Engagement des Autors dar. Präzise und allgemeinverständlich werden die Grundlinien von Leben und Werk der bedeutenden Erlanger Theologen herausgearbeitet. Besondere Anschaulichkeit und Zeitnähe erhält die vorliegende Untersuchung durch einen ausführlichen Beigabeteil, in dem die Erlanger Theologen entweder selbst zu Wort kommen oder von Zeitzeugen beschrieben werden. Allein dieser Beigabenteil macht das Werk zu einem unverzichtbaren Quellenband für das Studium der Erlanger Theologie.'PZ' in: Ichthys, November 1994'Man kann aber nur wünschen, daß Beyschlags Buch (mit seinem sehr günstigen Preis!) viele Leser findet, weil es eine bewußt unangepaßte, vielfach verachtete und verleumdete, aus lebendigem, persönlichem Glauben erwachsene und der Kirche dienliche Theologie in ihrer besonderen Anziehungskraft darstellt und so hoffentlich wieder zum Lesen der Erlanger anregt. Gerade Theologen, die geistlich aus Pietismus und Erweckungsbewegung stammen, sollten die hier ruhenden Schätze nicht ungehoben lassen.'Uwe Swarat
Inhalt
Aus dem Inhalt:
1. Das geistige Vorfeld
Die Erweckungsbewegung – das 'Homiletisch-liturgische Correspondenzblatt' – Christian Krafft und Carl von Raumer
2. Der theologische Ansatz
Der Anspruch auf Wissenschaftlichkeit – der theologische Rationalismus – die Erfahrung der 'Wiedergeburt' – 'Schrift und Bekenntnis' – Johann Georg Hamann und Friedrich von Roth – Hamann und Erlangen
3. Adolf von Harleß (1806–79)
Jugend und Studienjahre – Professor in Erlangen – der Epheserkommentar – die Encyklopädie – 'Christliche Ethik' – die 'Zeitschrift für Protestantismus und Kirche' – der 'Kniebeugungsstreit' – Leipzig und Dresden – die evangelisch-lutherische Kirche in Bayern – Schlußbetrachtung
4. Johann Christian Konrad von Hofmann (1810–77)
Hofmann und Harleß – 'Weissagung und Erfüllung' – 'Der Schriftbeweis' – Hofmanns Versöhnungslehre – 'Schutzschriften für eine neue Weise, alte Wahrheit zu lehren' – 'Das Neue Testament zusammenhängend untersucht' – das Ende
5. Die'Erlanger Schule'
Die Erlanger Fakultät i.J. 1860 – a) Franz Delitzsch – b) Theodosius Harnack – c) Gottfried Thomasius – d) Franz Hermann Reinhold von Frank – e) Heinrich Schmid – f) Gustav Leopold Plitt und die Begründung der evangelischen Missionswissenschaft (K. Graul) – g) Gerhard von Zezschwitz – Adolf von Stählin und das Universitätsjubiläum von 1893
6. Die großen Erlanger Historiker
Die 'historische' Generation – a) Theodor von Zahn –Göttinger Anfangserfolge – Zahns Kanonsgeschichte – die 'Einleitung in das Neue Testament' – das Kommentarwerk zum Neuen Testament – b) Albert Hauck – c) Theodor von Kolde und die Bayerische Kirchengeschichte – vom 19. zum 20. Jahrhundert
7. Die zweite Blütezeit der Erlanger Theologie
Ludwig Ihmels' Kritik der Frank'schen Gewißheitslehre – Theologischer Neuaufbruch nach dem 1. Weltkrieg – a) Otto Procksch – b) Elert/Althaus und die neue Erfahrungstheologie – c) der frühe Elert – Exkurs: Die Erlanger Fakultät und der Kirchenkampf – der späte Elert – d) die Erlanger Fakultät nach dem 2. Weltkrieg – Althaus als Seelsorger – Althaus als Theologe
Beilagen:
1. Heinrich Bomhard ('Der Opponent'),
Wider das heitere Christenthum der Rationalisten
2. Adolf Harleß,
Einladungsschreiben an die Autoren der 'Zeitschrift für Protestantismus und Kirche'
3. Biographie des Herrn Prof. Dr. A. Harleß einem Kreise von Studenten bei seinem Weggange von Leipzig nach Dresden von ihm selbst erzählt
4. Joh. Chr. K. v. Hofmann,
Schutzschriften für eine neue Weise, alte Wahrheit zu lehren.
Erstes Stück, 1856
5. Bericht der Hausgenossin Elisabeth Engelken über Hofmanns Lebensweise in seinen letzten Jahren
6. Ansprache des Oberkonsistorialpräsidenten D. Adolf v. Stählin anläßlich des 150. Gründungsjubiläums der Friedrich-Alexander-Universität zu Erlangen am 1. August 1893
7. Paul Althaus,
Bedenken zur 'Theologischen Erklärung' der Barmer Bekenntnissynode
8. Werner Elert,
Bericht über das Dekanat der Theologischen Fakultät Erlangen 1935–43;
mit Anschreiben an den Dekan Prof. D. Althaus vom 20. August 1945
9. Karlmann Beyschlag,
Schlußwort zur aktiven Lehrtätigkeit in Erlangen am 25. Februar 1988