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Zivile Helden

Theaterverhältnisse und kulturelle Hegemonie in der französischen und spanischen

Erschienen am 01.08.2010
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Bibliografische Daten
ISBN/EAN: 9783867543064
Sprache: Deutsch
Umfang: 240
Auflage: 1. Auflage

Beschreibung

'Sie sitzen schon, mit hohen Augenbrauen, / Gelassen da und möchten gern erstaunen', heißt es im Faust. Doch die Wirklichkeit ist anders. Im Parterre gibt es keine Sitzplätze, die den Blick der Zuschauer zwangsläufig auf die Bühne ausrichten würden; ausschließlich männliche Zuschauer kommentieren lautstark das Geschehen und drehen der Bühne nicht selten den Rücken zu, weil hinten im Saal oder oben auf den Rängen gerade das interessantere Schauspiel stattfindet. Im 18. Jahrhundert sind wir noch weit entfernt von den Momenten vollkommener Illusion, die sich Stendhal gewünscht hat. Und doch wird gerade das Theater zu einem der Orte, an denen die Produktion eines neuen gesellschaftlichen Subjekts betrieben wird - eines zivilen Helden, der den adligen Müßiggänger wie den soldatischen Typus in den Schatten stellt. Der zivile Held bezieht sein Selbstverständnis aus nützlicher Tätigkeit - nützlich für die vielen, die von ihrer Arbeitskraft leben müssen. Wie Diderots Enzyklopädie den nützlichen Wissenschaften ein Forum geboten hat, so das Theater dem zivilen Helden, der eine neue Lebensweise vorführt. Zum Bahnbrecher der modernen Welt, wie Gramsci sagt, wird nicht derjenige, der sich vor allem mit den Beziehungen zwischen Höflingen beschäftigt, sondern derjenige, der 'Ratschläge zur Erbauung des Typus des Bürgers in der Zivilgesellschaft' gibt.

Autorenportrait

Peter Jehle, Romanist und Germanist, ist Gymnasiallehrer für Französisch, Deutsch und Spanisch in Berlin, Gramsci-Übersetzer sowie Redakteur und Mitherausgeber der Zeitschrift "Das Argument" und des "Historisch-Kritischen Wörterbuchs des Marxismus". Verfasser von: "Werner Krauss und die Romanistik im NS-Staat" (Argument Sonderband 242).