Beschreibung
Der Wandel von der spätmittelalterlichen Landesherrschaft zum frühneuzeitlichen Territorialstaat wäre ohne den Ausbau effizienter Verwaltungsstrukturen undenkbar gewesen. In Sachsen wie in den meisten deutschen Territorien kam hierbei den Ämtern hervorragende Bedeutung zu. Sie waren die lokalen Instanzen der kurfürstlichen Macht. In den Ämtern wurden die landesherrlichen Abgaben, Frondienste und Zölle eingefordert, zudem dienten sie der Rechtsprechung, der Polizeigewalt und der Organisation der Heerfolge. Im Rahmen der fürstlichen Reiseherrschaft, die noch in der ersten Hälfte des 15. Jahrhunderts eine Rolle spielte, hatten die Ämter außerdem den umherziehenden Hof zu versorgen und das Personal der Landesverwaltung, Gäste und Bedienstete der Burg zu beherbergen.
Das Amt Leisnig entstand aus der Burggrafschaft Leisnig, die 1365 in den Besitz der Wettiner gelangt war. Nach mehrmaliger Verpfändung und Nutzung als Witwensitz wurde die ehemalige Burggrafschaft nach 1414 als Amt verwaltet. Sitz des Amtmanns war die Burg Mildenstein. Bis etwa 1450 war Leisnig kurfürstliche Kinderstube und zeitweise Nebenresidenz. Von dem Leben der kurfürstlichen Familie auf Burg Mildenstein lässt sich ein detailreiches, anschauliches Bild zeichnen. Nach dem Verlust der Residenzfunktion reihte sich Leisnig in die übliche wettinische Ämterorganisation ein und diente, nachdem die Reiseherrschaft der Kurfürsten von Sachsen allmählich zur Ruhe gekommen war, vor allem als Getreidelager und Versorgungsinstanz des Hofes.
Die vorliegende Arbeit wertet die Amtsrechnungen und andere Quellen aus und bietet auf dieser Grundlage eine umfassende Analyse der Funktionen eines wettinischen Amtes und ihres Wandels im 15. Jahrhundert. Sie leistet damit nicht nur einen wichtigen Beitrag zur kursächsischen Territorial- und Verwaltungsgeschichte, sondern auch zur Erforschung der spätmittelalterlichen Höfe und Residenzen.