Beschreibung
Die posthumane Zukunft hat schon begonnen: Menschen werden immer weiter umgebaut, verbessert, verschönert (mehr oder weniger), sie werden maschinell, pharmakologisch und chirurgisch in den Nach-Menschen verwandelt, sie sollen immer gesünder, jünger und attraktiver erscheinen, und was mit Anti-Aging-Cremes beginnt, soll mit dem perfekten Menschendouble enden. Maschinenwesen, denkende Roboter, lebende Computerprogramme, Klone, Androiden, gentechnisch veränderte, alters- und leidenslose, transhumane Lebewesen, wie immer sie auch ausschauen, eher Monster oder eher Supermensch, irgend etwas und irgend jemand kommt da in der Zukunft, was mehr als Mensch ist. Und man weiß nicht so recht, ob diese Wesen asexuell, hypersexuell oder metasexuell sein werden. Von dem Tag an, da Frankensteins Braut sich in ihren Schöpfer verliebte, entwickelte sich eine lange Reihe der grotesken, gefährlichen und hier und da poetischen Liebesgeschichten zwischen Menschen und Post-Menschen, zwischen Körper und Maschine, zwischen Wirklichkeit und Simulation. Zweifellos verschwinden die sexuellen Impulse nicht, wenn der Mensch nicht mehr vom Weibe, sondern in den Labors geboren wird. Nur: Wohin damit? Das Bildnis des sexuellen Post-Menschen wird aus Begehren und Angst zusammengesetzt. Langweilig ist das nicht. Die populäre Kultur hat also schon lange damit begonnen, sich Bilder zu machen vom Post-Menschen mit seinen Konflikten zwischen dem Maschinellen und dem Sexuellen. Wird sich der neue Mensch noch verlieben können? Wird es Mischehen zwischen Menschen und sexy Robots geben? Können Post-Menschen, deren Gehirne durch interne Festplatten erweitert sind, sich sexuelle Identitäten programmieren lassen? Kippt die gute alte Sexualität bei der einen oder anderen "Spezies" in bloße Fress- und Zerstörungslust? Und wie erotisch ist eigentlich dieses Menschenbasteln, von dem die Wissenschaftler in der Fiktion wie in der Wirklichkeit besessen scheinen? Sind romantische Vampire die besseren Liebhaber? Hat Lara Croft Stalker? Kann man noch Sex haben, wenn keine Kamera eingeschaltet ist? Was ist noch "echt" an Deutschlands neuestem Supermodel. Ein Streifzug durch die populäre Mythologie, von der Science-Fiction zum Porno, vom Videogame zum Trash-Fernsehen, von der sexuellen Prothese zur Fickmaschine, von der Wissenschaft zum Märchen (und zurück).
Autorenportrait
Georg Seeßlen, geboren 1948, zählt zu den angesehensten und bekanntesten (Film-)Publizisten. Zahlreiche Buchveröffentlichungen, u.a.: "Martin Scorsese" (film: 6), "Drew Barrymore" (Stars! 4), "Die Matrix entschlüsselt", "Quentin Tarantino gegen die Nazis. Alles über INGLOURIOUS BASTERDS" (Kleine Schriften zum Film 1), Texte über Film, Kultur und Politik für "Die Zeit", "Der Spiegel", "taz", "Konkret", "Jungle World", "epd Film" u.v.a. Seminare und Gastvorlesungen an Hochschulen in München, Siegen und Marburg. Hörfeatures (zusammen mit Markus Metz) u.a. über die Soundtracks der Tarantino-Filme, über Comic & Film, Batman und Superman.