Beschreibung
Unsere Würde wurzelt in der Pflege. Körper und Seele bedürfen ihrer jeden Tag. Gleichzeitig ist Pflege mit der Offenlegung der Naturhaftigkeit des Menschen verbunden. Verkommt Pflege zur bloßen Aneinanderreihung von Verrichtungen, verliert sie ihren Bezug zur Würde. Dann kann sie die Menschen im Pflegeprozess, die besonders anfällig für Verletzungen sind, beschämen. In dieser Überarbeitung ihres Standardwerkes beleuchtet Katharina Gröning Fragen der Pflege besonders hochaltriger verletzlicher Menschen - mit Blick auf biografische Aspekte bei den Pflegenden und den Gepflegten sowie aus kulturwissenschaftlicher, entwicklungspsychologischer und institutionsanalytischer Perspektive.
Autorenportrait
Katharina Gröning, geb. 1957, ist Professorin für Pädagogische Beratung an der Universität Bielefeld. Sie arbeitet seit 1989 als Supervisorin, Organisationsberaterin und Dozentin im Bereich Pflege- und Gesundheitsberufe.
Inhalt
Inhalt:
1 Pflege, Entweihung und Scham – ein Problemaufriss
1.1 Pflege und Würde
1.2 Rollenspannungen
1.3 Zugang und erkenntnisleitendes Interesse
1.4 Zur Struktur des Buches
1.5 Zur Methode und praktischen Verwendung des Buches
2 Über den Zeitantagonismus – institutionelle Beschleunigung, lebensweltliche Verlangsamung und die Zeitkonflikte der Pflegenden
2.1 Soziale Beschleunigung und das Paradoxon der Zeit
2.2 Zeit und Geschlecht
2.3 Lebenszeit und Lebenssinn (auch in den Berufen des Gesundheitswesens)
2.3.1 Der Arzt
2.3.2 Die Pflege
2.4 Krankheit, Hochaltrigkeit und Zeiterleben
2.5 Die Pflegeversicherung
2.6 Keine Zeit – zum Zusammenhang von Zeitnot und Scham in den Pflegeberufen
2.7 Zeitnot, soziale Ungleichheit und Berufskrise
2.7.1 Führung
2.7.2 Information, Organisation und Abläufe
2.8 Zeit und Endlichkeit
3 Empirische Hochaltrigkeit, gesellschaftliche Verjüngung des Alters und die Entwicklungsaufgaben am Lebensende
3.1 Die gesellschaftliche Verjüngung des Alters als historischer Prozess
3.2 Die wissenschaftliche Verjüngung des Alters als Beitrag der Gerontologie
3.3 Die Entwicklungsaufgaben der Generationen
3.3.1 Generativität und Integrität
3.3.2 Alt werden aus psychoanalytischer Sicht
3.3.3 Alt werden und Integrität
3.3.4 Die filiale Reife
3.3.5 Anerkennung und Wiedergutmachung: intergenerationale Entwicklungsaufgaben
3.3.6 Sorge für die alten Eltern und Geschlechtergerechtigkeit
3.3.7 Die Töchter
4 Alter und Scham
4.1 Das Phänomen der Scham
4.2 Körperscham bei Georg Simmel, Max Scheler und Leon Wurmser
4.3 Entwicklungspsychologische Bezüge zur Verbindung von mangelnder Körperbeherrschung mit Scham
4.4 Verleiblichungen
4.5 Die Kastrationsscham
4.6 Soziale Scham
4.6.1 Soziale Scham im Alter
4.7 Die seelische Scham
4.7.1 Über den Takt
4.7.2 Beispiele von Seelenscham
5 Über die Pflege
5.1 Der Lebensimpuls der Pflege
5.2 Pflege als Arbeit, die Würde schafft
5.3 Zukunft der Sorge und Zukunft der Pflege – Martha Nussbaums philosophischer Entwurf zur Fürsorge und seine Bedeutung für eine Theorie der Pflege
5.4 Vom allgemeinen Nutzen der Pflege und von der Gewalt
5.4.1 Die Ritualisierung des Verhaltens
6 Dimensionen von Gewalt und Verrohung
6.1 Gewalt und die institutionelle Umwandlung von Menschen in Sachen
6.2 Der Zusammenhang von Entehrung, Scham und Gewalt
6.3 Schamregressionen
6.4 Scham und Schamdynamiken in klinischen Institutionen
6.5 Die Inkorporation von Scham und Aggression. Ein Zivildienstleistender berichtet über seine Arbeit in einem ambulanten Pflegedienst und löst eine bundesweite Debatte aus
6.5.1 Über die Scham der Pflegenden und die Pflege als verachtete Arbeit
6.5.2 Entweihung und Selbstentweihung
6.5.3 Seelenscham und Selbsthass
6.5.4 Entweihende Pflege und beabsichtigte Gewalt
6.5.5 Die Fortsetzung der Erniedrigung
7 Schweigen und Rauchen – die Angst und die Geschlechterdimension in der Pflege
7.1 Über den Zusammenhang von Zigarette und Pflege als Liebestätigkeit
7.1.1 Warum Pflegende rauchen
7.2 Über das Stummsein
7.3 Über das Gefressenwerden in der sozialen Dienstleistungsarbeit
7.3.1 Über die Angst
7.3.2 Angst in der Generationenbeziehung
7.3.3 Angst und klinische Institution
7.4 Institutionelle Spaltungen
7.4.1 Dienstbotenkultur oder die verlassene weibliche und grandiose männliche Seite der Organisationen