Beschreibung
In der "Ästhetik des Widerstands" setzte sich der jüdische Kommunist Peter Weiss - so die hier vorgelegte These - kritisch mit der DDR-Staatsdoktrin auseinander. War der DDR das "andere Deutschland" positives Ergebnis des Widerstands, steht bei Weiss dessen Versagen angesichts der Shoah im Mittelpunkt. So beantwortete er die Hagiographierung des "antifaschistischen Kampfes" mit einer konsequenten Destruktion des Heroismus. Der für den Roman zentrale Herakles-Erzählstrang führt zur Erkenntnis, dass jede Mythisierung des Widerstands einer "Geschichtsschreibung der Herrschenden" (Benjamin) anheimzufallen droht - dies erweist der textgenaue Nachvollzug. Auch die Figur des tatkräftigen, humorvollen Komintern-Funktionärs "Stahlmann" bleibt kein Hoffnungsträger - der Wiedergänger des Herakles, aber auch Stalins mutiert vielmehr gerade im Wahn unbegrenzter Befreiungspotenz selbst zum Unterdrücker. Der Roman konstatiert das Scheitern des antifaschistischen Widerstands - setzt sich aber auch selbstreflexiv mit der Frage auseinander, wie eine literarische Bearbeitung dieses Scheiterns der Gefahr seiner bloßen Verdoppelung entkommen könnte. Ein ausführlicher Forschungsbericht zeigt, dass weder "politische" noch "postmoderne" Lektüren den Stellenwert des Heroismus-Problems für den Widerstandsroman adäquat reflektierten, und spürt den jeweiligen Gründen nach.