Autorenportrait
Warum Fransen? Es soll bereits vorgekommen sein, dass ein Dichter verschwindet. Wenn das der Fall ist, bleiben oft Texte übrig, die man nicht exakt einordnen kann. Sie werden als Fransen bezeichnet. Viele dieser Prosastücke, die sich der Gedichtform annähern und sich wieder von ihr entfernen, hängen wie bei einem halb zerstörten Teppich als Fransen herunter. Das 'Terrassenbuch' ist auf einer Terrasse entstanden, das 'Mansardenbuch' in einem Mansardenzimmer; und das 'Fransenbuch' hängt außen. Einer könnte kommen und sagen: 'Das gehört ja eigentlich nicht dazu, das hängt nicht zusammen!' Ich müsste darauf antworten: 'Es hängt eben nicht zusammen. Es hängt außen herunter.' Auch wenn die eine oder andere Franse besonders schön ist; alles, was herunterhängt, kann man abschneiden. Dabei wird man (aller Voraussicht nach) dem Ganzen nicht schaden. Um die ursprüngliche Absicht einer Trilogie Terrassenbuch – Mansardenbuch – Fransenbuch zu verwirklichen, sind hier einige Fransen abgefallen, während andere in ein Neues eingefügt wurden, das im Entstehen begriffen ist. Doch auch das ist nicht zwingend. Gerhard Amanshauser, September 2002 Schöne Welt, du gehst in Fransen 'Schöne Welt, du gehst in Fransen', war das nicht der Text eines Schlagers aus den Dreißiger Jahren? Diese Zeile ist merkwürdig, erstens, weil es sich um Kitsch handelt, und zweitens, weil hier ein Niedergang beschrieben wird. Wenn diese schöne Welt in Fransen geht, wofür wurde sie dann erschaffen? Vielleicht ist sie gar nicht erschaffen worden? Das ist eine Schlussfolgerung, die man aus den vorliegenden Fransen ziehen kann. Daraus ergibt sich eine grundsätzliche Frage: Soll man arbeiten für eine Welt, die ohnehin zerfranst? In Wirklichkeit hat man keinerlei Anhaltspunkte dafür, warum es dieses Leben gibt. Wieso steht die schöne Welt, die hier in Fransen geht, da? Wir können ganz unmöglich herausfinden, wieso sie dasteht.