Beschreibung
Die ausschließlich ästhetische Betrachtung literarischer Texte wird den politischen und kulturellen Konflikten nicht gerecht, die mit ihnen ausgetragen werden. Ästhetik steht nicht jenseits von Religion und Politik, sondern in einer Wechselbeziehung mit ihnen. Deswegen geht es um die Beachtung der unterschiedlichen Bezüge, die Subjekte zu Texten unterhalten, um die Analyse der hermeneutischen Prozeduren, mit denen Texte klassifiziert, hierarchisiert, kanonisiert, gedeutet und Text-Welt-Verhältnisse begründet werden. Clemens Pornschlegel legt hier den zweiten Band seiner Studien zum religiösen Engagement in der literarischen Moderne, von der Romantik bis zum Dadaismus vor. Ihnen liegt eine Einsicht zugrunde, die Jacques Lacan wie folgt formuliert hat: 'Wenn man, so wenig es auch sei, an der Verbindung rührt, die der Mensch mit dem Signifikanten unterhält - etwa die Umwandlung der exegetischen Verfahrensweise -, ändert man den Lauf seiner Geschichte, modifiziert man die Vertäuung seines Seins.'
Autorenportrait
Clemens Pornschlegel ist Professor für neuere deutsche Literatur an der LMU München mit den Arbeitsschwerpunkten: politische Ästhetik, religiöse Grundlagen der Moderne. Er ist Mitglied des 'Institut d'études avancées' in Nantes und arbeitet im Schwerpunktprogramm 'Global capitalism' des 'Center for advanced Studies' der LMU München. Zu seinen wichtigsten Veröffentlichungen zählen: 'Penser l'Allemagne. Littérature et politique aux XIXe et XXe siècles' (Fayard 2009); 'Hyperchristen. Studien zur Präsenz religiöser Motive in der literarischen Moderne' (Turia + Kant 2011); 'Nach dem Poststrukturalismus. Französische Fragen der 1990er und 2000er Jahre' (Turia + Kant 2014). Zusammen mit Georg Mein gibt Pornschlegel die Schriften von Pierre Legendre heraus.