Beschreibung
C. G. Jung weist nach, daß die beobachtbaren Phänomene des Unbewußten, nämlich Träume und Visionen, bildhafte Zusammenhänge hervorbringen, wie sie auch in der Symbolik der Alchemie angetroffen werden. Daraus ergibt sich die Möglichkeit eines Verstehens der rätselhaften 'hermetischen' Ideen, welche ebenso sehr durch Parallelismus wie durch Gegensätzlichkeit zu den christlichen Grundvorstellungen gekennzeichnet sind. Die Parallele, welche die Alchemie zwischen ihrem sogenannten 'Stein der Weisen' und Christus zieht, wird einer ausführlichen Untersuchung gewürdigt. In 'Erinnerungen, Träume, Gedanken' gibt Jung Auskunft über seine Arbeit an dem Buch, die ihn für mehr als ein Jahrzehnt in Atem hielt: 'Sehr bald hatte ich gesehen, daß die Analytische Psychologie mit der Alchemie merkwürdig übereinstimmt. Die Erfahrungen der Alchemisten waren meine Erfahrungen, und ihre Welt war in gewissem Sinn meine Welt. Das war für mich natürlich eine ideale Entdeckung, denn damit hatte ich das historische Gegenstück zu meiner Psychologie des Unbewußten gefunden. Sie erhielt nun einen geschichtlichen Boden. Die Möglichkeit des Vergleichs mit der Alchemie sowie die geistige Kontinuität bis zurück zum Gnostizismus gaben ihr die Substanz. Durch die Beschäftigung mit den alten Texten fand alles seinen Ort: die Bilderwelt der Imaginationen, das Erfahrungsmaterial, das ich in meiner Praxis gesammelt, und die Schlüsse, die ich daraus gezogen hatte. Jetzt begann ich zu erkennen, was die Inhalte in historischer Sicht bedeuteten. Mein Verständnis für ihren typischen Charakter, das sich schon durch meine Mythenforschungen angebahnt hatte, vertiefte sich. Die Urbilder und das Wesen des Archetypus rückten ins Zentrum meiner Forschungen, und ich erkannte, daß es ohne Geschichte keine Psychologie und erst recht keine Psychologie des Unbewußten gibt.'