Beschreibung
Nach Jahrzehnten scheinbarer Stabilität stolpert Europa in jüngster Zeit von Krise zu Krise. Hier zeigen sich die Folgen einer einseitigen Geschichtsaufarbeitung, die nach dem Mauerfall postfaschistische und postsozialistische Narrative zu einer westlich-kapitalistischen Erfolgsgeschichte verband, während die koloniale Vergangenheit unbeachtet blieb. Fatima ElTayeb zeigt die Auswirkungen dieses Prozesses anhand des Beispiels deutscher Identität: Immer wieder werden rassifizierte Gruppen insbesondere Schwarze, Roma und Muslime als 'undeutsch' produziert, als Gruppen, die nicht nur nicht zur nationalen Gemeinschaft gehören, sondern diese durch ihre Anwesenheit gefährden. Ein postmigrantisches Deutschland braucht daher nicht nur neue Zukunftsvisionen, sondern auch neue Vergangenheitsnarrative.
Autorenportrait
Fatima El-Tayeb (Dr. phil.), geb. 1966, ist Professorin für Literatur und Ethnic Studies und Direktorin des Programms 'Critical Gender Studies' (CGS) an der University of California, San Diego. Sie ist Vorstandsmitglied der 'Critical Ethnic Studies Association' und war Ko-Kuratorin des Projekts 'The Black Atlantic' (2004, Berlin) und Ko-Organisatorin des Netzwerks 'Black European Studies' (2005, Mainz). Ihre Forschungsschwerpunkte sind Rassismus in Europa, Queer Theory, Populärkultur und Widerstand. Zu ihren Veröffentlichungen zählen 'European Others. Queering Ethnicity in Postnational Europe' (2011, 2015 auf Deutsch erschienen) und 'Schwarze Deutsche. Der Diskurs um >Rasse< und nationale Identität 1890-1933' (2001).