Beschreibung
Der Erfolg des Nationalsozialismus läßt sich nicht aus seiner Primitivität und angeblichen Dummheit erklären, sondern nur aus seiner unbeschränkten Rationalität und dem totalen Materialismus, die sogar den Menschen zum Ding gemacht haben – und aus seiner „Ethik“, die rationalen Gründen keinen Einhalt gebieten kann, weil sie von ihnen selbst angeleitet ist. Wenn richtig und ethisch ist, was vernünftig bzw. rational und zweckmäßig ist, lassen sich auch Verbrechen als richtig und ethisch rechtfertigen. Die Rationalität der nationalsozialistischen Anschauung der Welt beansprucht eine Vernünftigkeit, die so unwiderlegbar ist, wie der Diebstahl für den Dieb unwiderlegbar vernünftig ist.
Der kategorische Imperativ Immanuel Kants schützt die Menschen nicht vor den Verbrechen, wenn diese mit Vernunftgründen selbst zur Kategorie und rationale Notwendigkeit werden (also die Verbesserung des Genoms durch Rassegesetze, um in einem “Kampf der Völker” zu bestehen). Genauer betrachtet ist der Nationalsozialismus sogar „vernünftiger“ als gewöhnliche Verbrechen, da diese niemand, die Diebe selbst nicht, zur Kategorie erheben würde. Der kategorische Imperativ, der die kleinen Schandtaten verbietet, fördert die großen. Daraus folgt, daß das Dritte Reich, anders als angenommen, kein Unfall der Geschichte war, sondern Folge der Entspiritualisierung der Gesellschaft, Möglichkeit der Aufklärung, wie sie das 19. Jahrhundert formte.
Der nationalsozialistische Mythos vom „Kampf der Völker“ erweist sich in der Analyse als ein Scheinmythos, der allerdings der „rationalen Humanität“ des Systems, die sich in der Realität inhuman ausgewirkt hat, emotionale Höhe gibt. Aus dem Vergleich der Programmschriften Immanuel Kants und Adolf Hitlers tritt die derzeit populäre These vom Nationalsozialismus als einer „politischen Religion“ als Popanz hervor, der der Lehre Jesu Christi den Holocaust zur Last legt und damit dem Subjektivismus in der Wissenschaft dient.
Die Untersuchung verfolgt keine Kritik der Aufklärung, sondern eine Kritik der Religionsdiskriminierung der Aufklärung, die das durch göttliches Gebot unabänderliche Tötenicht durch eine verhandelbare Ethik ersetzt und den Menschen, bis heute, nach Maßgabe von Vernunftgründen zur Tötung freigegeben hat.
Autorenportrait
Markus von Hänsel-Hohenhausen, Dr. phil., hat Katholische Theologie, Philosophie und Geschichte studiert und Beiträge zur Geschichte des 19. Jahrhunderts, zur Reaktion auf die Aufklärung und zur Erkenntnistheorie publiziert, in der er „Neuland in der Wissenschaftstheorie“ (Kurt Hübner) betreten hat. Er ist Mitglied des Verbandes der Historiker Deutschlands.
www.haensel-hohenhausen.info