Beschreibung
Hans Dieter Schäfer notiert Beobachtungen, Erfahrungen, Erinnerungen, Assoziationen. Es sind Erkundungsgänge in die Welt und ins eigene Ich. Ob Hans Dieter Schäfer in Berlin durch die Hermannstraße und die dort liegenden Friedhöfe geht, im Aquarium einen Tintenfisch betrachtet oder den Leuten in der Kneipe zuhört - immer ist er ein genauer Beobachter, dessen Wahrnehmungen Gedankenbewegungen in Gang setzen, die etwas über die Zeit, die Schauplätze, über das Gewordensein und auch über das eigene Ich erzählen. So rufen Gedanken an die Kindheit die Ostsee mit Suchscheinwerfern auf, und die Erinnerung an eine Melodie aus dem Grammophon der Großmutter legt den Geschmack von Monatserdbeeren in den Mund. Seine Erkundungsgänge führen Hans Dieter Schäfer an erinnerungsträchtige Orte wie den Potsdamer Platz, die Museumsinsel oder Bagdad nach dem Einmarsch der US-Armee. Nicht um geschlossene Bilder der Welt geht es ihm, sondern um die umkreisende, tastende Zusammenschau des Kleinen, Zufälligen mit dem großen Auf und Ab der Geschichte. 'Es gibt zwei Welten - eine sichtbare und eine unsichtbare', heißt es. 'Erinnerungen sind das Bindeglied zwischen den beiden.' Schäfer notiert Gesehenes und bringt es in einen frappierenden Zusammenhang mit autobiographischen Fakten und Materialien aus der Vergangenheit, die er wie ein Wissenschaftler ermittelt hat. Den 'Erkundungen' merkt man nichts von dieser Recherche an - sie haben eine außerordentliche Leichtigkeit und Dichte zugleich.