Beschreibung
Sind Marktwirtschaft und Rechtsstaat ideologische Endpunkte der Geschichte? Zur Beantwortung dieser Frage wird die jeweilige Funktionslogik des Rechts und der Marktwirtschaft immanent differenztheoretisch rekonstruiert, mit dem Ergebnis, dass weder Markt noch Recht in der Lage sind, ihre jeweiligen Interaktionen vollständig ökonomisch bzw. rechtlich begründen zu können. Daher wird ausgehend von Überlegungen Kants, Fichtes sowie Derridas soziale Interaktion als Interpersonalität genauer in den Blick genommen und so eine Philosophie des Sozialen grundgelegt. Demnach wird soziale Verbindlichkeit, etwa in Form wirtschaftlicher oder rechtlicher Verpflichtungen, wesentlich konstituiert durch die Selbstverpflichtung des Subjekts, sich äußerlich (z.B. rechtlich oder wirtschaftlich) binden zu lassen: Keine Selbstregierung ohne Regierung des Selbst. Folgen dieser Betrachtung werden schließlich im Hinblick auf ein mögliches Ende der Geschichte, sowie technologische Begründungen sozialer Verpflichtung (z.B. Blockchain) skizziert. Auf diese Weise vermeidet die Untersuchung eine bloß äußerliche, moralisierende Kritik von Wirtschaft und Recht, während sie zugleich eine lediglich unkritische, affirmative Sichtweise von Markt und Staat umgeht.
Autorenportrait
Harald Münster promovierte 2010 mit einer Arbeit über Johann Gottlieb Fichtes "Bestimmung des Menschen" vor dem Hintergrund der Wissenschaftslehre "nova methodo". 2018 erhielt er den 'Fichte-Preis für junge Forscher' der Internationalen Fichte-Gesellschaft für seinen Aufsatz über Fichtes Beitrag zur Begründung einer Philosophie der Sprache.