Beschreibung
Eines der bekanntesten Werke von Francisco de Goya y Lucientes (1746-1828) sind die 1799 erschienenen ,Caprichos, ein Zyklus von 80 Aquatinta-Radierungen. In diesen werden Missstände in allen Klassen der spanischen Gesellschaft aufgedeckt, die bis heute brisant sind: Probleme in der Beziehung zwischen Mann und Frau, Erziehungsfehler und ihre Folgen, charakterliche Schwächen, Scheinheiligkeit, Kriminalität, Amtsmissbrauch und korrupte sozialpolitische Strukturen. Insbesondere werden auch tabuisierte Themen wie Kindesmissbrauch und Inquisition angeprangert. Goya erweist sich somit nicht nur als kritischer Beobachter seiner Zeit, sondern auch als mutiger Künstler, der nicht davor zurückschreckt, die Untaten auch von Klerikern, Adeligen und Staatsdienern offenzulegen sowie das Spannungsfeld zwischen Recht und Unrecht auszuloten. Goya für alle - Einführung in die ,Caprichos soll allen, die bisher weder mit Goyas Werk noch mit dem 18. Jahrhundert vertraut sind, einen anregenden Einstieg in die komplexen Radierungen ermöglichen. Gleichzeitig verfolgt das Buch das Ziel, die Ergebnisse eines langjährigen Forschungsprojekts einem breiten Publikum zugänglich zu machen und Interessierte zu ermutigen, sich intensiv mit Goyas Werk zu befassen. Hierzu werden zunächst grundlegende Informationen über die Entstehungsgeschichte, die Struktur und die frühe Rezeption der ,Caprichos gegeben. Im Anschluss daran werden die 80 Radierungen abgebildet und mit einführenden Erläuterungen zu ausgewählten Bildmotiven und der dazugehörigen Bildlegende vorgestellt. Darauf folgt eine Zusammenfassung von verschiedenen Interpretationen, die Goyas Zeitgenossen in Form von handschriftlichen Kommentierungen dargelegt haben. Zum Schluss werden Lektürehinweise für eine weiterführende Auseinandersetzung mit den ,Caprichos gegeben.
Autorenportrait
Prof. Dr. Helmut C. Jacobs, Hispanistik (Literaturwissenschaft) an der Universität DuisburgEssen, forscht über Bild und Text in ihren Wechselbeziehungen, Literatur sowie Ästhetik und Theorie der Künste der spanischen Aufklärungsepoche, Francisco de Goya und die internationale Rezeption seiner Werke. Nina Preyer (1987) ist wissenschaftliche Mitarbeiterin für spanische und französische Literaturwissenschaft am Institut für Romanische Sprachen und Literaturen an der Universität Duisburg-Essen. 2012 wurde sie mit einer Arbeit über den "neobarroco cubano" als eigenständige Romantheorie, begründet von Severo Sarduy, promoviert. Sie ist Mitautorin der Edition der handschriftlichen Kommentare zu Goyas "Caprichos" (2017, K&N).